Ort des Anlaufs: der tipptopp gepflegte Rasenplatz des FSV Rehborn, dem Verein seiner Heimatgemeinde, dem er von 1983 bis 1995 vorsaß. Der Sozialdemokrat, der am 22. September das Direktmandat des Wahlkreises 202 Bad Kreuznach/Birkenfeld holen will, legt sich die Pille zurecht, läuft an und trifft. Sieht gut aus. Passt. Das Runde zappelt im Viereckigen.
Das wünscht sich der 58-Jährige auch für den Abend der Bundestagswahl. Viermal hat er den Wahlkreis gewonnen, zweimal ist er unterlegen – gegen Julia Klöckner. Am 22. September will er den Ball zum fünften Mal versenken – und hat gute Chancen, wenn man danach landauf, landab nicht nur bei seinen Parteifreunden fragt. Kein Sterbenswörtchen zu Form und Performance seiner Gegenspielerin von der CDU geht ihm über die Lippen, nein, auf dieses schlecht bespielbare Feld lässt er sich nicht führen. Er macht sein eigenes Spiel. Muss er auch, denn mit einem eher unsicheren Listenplatz 12 im Land ist kein Bundestagsruhm zu ernten, eher ein Sich-zum-Sieg-Zittern bis kurz vor Abpfiff. Das weiß er, gibt er gerne zu. Und sucht die Entscheidung daher nicht erst am 22., sondern schon in den Wochen davor. Mit einer Veranstaltung nach der anderen und mit rund 6000 Hausbesuchen an Nahe und Glan beispielsweise. Klingeln, sprechen, hören, was die Menschen sagen. Ein Heimspiel auch jenseits von Rehborn für den studierten Theologen.
Seit 40 Jahren gehört er der SPD an, kaum einer in der Region, dem er nicht schon mal begegnet ist, kaum Dörfer oder Städte, die er nicht schon mehrfach besucht hat. Kaum ein Genosse, den er nicht schon lange kennt. Am Tag, als sich der „Oeffentliche" mit Körper zum Porträt auf dem Rehborner Rasenplatz trifft, hat der Bundestagsabgeordnete und -kandidat davor zwei kurze Gespräche mit dem Sobernheimer Stadtbürgermeister und Parteifreund Michael Greiner. „Mit dem Michael verstehe ich mich echt gut", sagt Körper, der Fußballer und Netzwerker. Seine Erdung in der Heimat tut ihm gut, gibt Wertvolles frei über das, wie die Menschen im Alltag denken. „Ich nehme meine Eindrücke mit in die politische Arbeit", sagt „FRK", dessen Logo ans Emblem des FCK erinnert, „erneuere immer wieder mein Gefühl für die Wirkweisen der Politik." Folglich ist für ihn die Kombination aus Wahlkreis und Bundestagsarbeit „optimal".
Seine Themen: Mindestlohn (da, wo es geht: 8,50 Euro), Schulen/Bildung (Kooperationsverbot Bund-Länder kippen), Demografie und Mehrgenerationen-Projekte (fördern), B 41 (Ausbau klug vorantreiben), innere Sicherheit, Inklusion – zu allen Themen hat er auf Podien gesessen, in Interviews geantwortet, bei Schüler-Speed-Datings mitgemacht, im Internet gesurft, sich bei Facebook angemeldet... Körpers Tochter Johanna (17) schreibt ein Tagebuch im Netz, beobachtet und berät den Vater – mit jugendlichem Klartext ohne Erwachsenen-Geschwurbel: gerade Pässe, kein Klein-Klein. Wohltuend, helfend. Und vorbereitend: Denn der Politprofi interessiert sich brennend für die Cyber-Welt und ihre atemberaubende Entwicklung.
Bei einem zurzeit 80-stündigen Pensum pro Woche und immer auf dem Spielfeld, liegt die Frage nahe: Was ist in vier Jahren, Spiel oder Bank? „Ich bin frei und unabhängig", sagt Fritz Rudolf Körper, der sich mit Peer Steinbrück bestens versteht, lächelnd zum Hier und Jetzt. „Ich stehe nicht jeden Morgen vorm Spiegel und denke: Fritz, was könntest du noch werden." Nun erst mal mit guter Taktik und klugen Spielzügen in den Bundestag. Und wenn es 2017 ein Nachspiel gäbe, er hätte nichts dagegen.
Von unserem Redakteur Stefan Munzlinger
Wir baten auch Fritz Rudolf Körper, den Bundestagskandidaten der SPD, für uns die folgenden drei Sätze zu vervollständigen:
Ich könnte nie verzichten auf...
...die tägliche Zeitung in meinem Briefkasten.
In zehn Jahren sehe ich mich...
...auf der einen oder anderen Reise, die ich bisher aus zeitlichen Gründen nicht machen konnte.
In meiner Freizeit...
...bin ich gerne in meiner Werkstatt oder als Hobbykoch in der Küche.
Lesen Sie hier, welchen Eindruck Fritz Rudolf Körper auf unsere Juniorreporterin Lisa Judd machte