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Bei 50 Grad Hitze hat er den heißesten Job

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Hottenbach/Abu Dhabi. Wir jammern übers Wetter? Da lacht sich André Nemitz kaputt. Er hat zurzeit einen der heißesten Jobs der Welt. Der frühere Hottenbacher ist als Feuerwehrmann in der Wüste tätig, bei 47 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Der 26-Jährige lebt und arbeitet seit Ende März in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Nach dem Besuch der Grundschule Stipshausen und der Realschule in Idar-Oberstein wechselte er nach der mittleren Reife aufs Technisches Gymnasium Idar-Oberstein. Das Abitur folgte 2006, und Nemitz nahm ein Bachelor-Studium Sicherheitstechnik an der Bergischen Universität in Wuppertal auf. "Um mich noch weiter in Richtung Brandschutz zu spezialisieren, habe ich im Oktober 2010 das Master-Studium Brandschutzingenieurwesen, ebenfalls an der Uni Wuppertal, begonnen."

Im Januar 2013 schloss der junge Mann das Studium erfolgreich als Master of Science ab. "Das Thema Feuerwehr hat in meinem Leben schon immer eine sehr große Rolle gespielt, weshalb ich mich auch für die Studiengänge Sicherheitstechnik und Brandschutz entschieden habe. Mit zehn Jahren trat ich in die Jugendfeuerwehr Herrstein ein und wurde dort mit 16 Jahren in die Einsatzabteilung übernommen."

Beworben und direkt genommen

Anfang 2012 entschieden sich zwei Bekannte des Feuerbekämpfers dafür, nach ihrer Ausbildung für ein Jahr nach Australien auszuwandern: "Da wurde mir klar, dass so etwas auch für mich nach Beendigung meines Studiums in Betracht kommt. Im Laufe des Jahres wurden meine Vorstellungen konkreter. Ein paar Bekannte hatten als Feuerwehrmann in den Emiraten gearbeitet. Nach einigen Gesprächen und Recherchen im Internet habe ich mich bei der Emirates Fire and Rescue Company (EFRC) beworben und wurde direkt genommen." Einen anderen Teil der Welt zu sehen, Kulturen kennenzulernen, bevor man ins deutsche Arbeitsleben einsteigt, das war sein Ansatz: "Eine bessere Chance, als dies direkt nach meinem Studium zu machen, bot sich nicht. Natürlich war die Aussicht, als Feuerwehrmann in Abu Dhabi zu arbeiten, sehr verlockend. Für mich ist die Kombination aus Hobby und Arbeit sowie der Chance, ein anderes Land und dessen Menschen zu erleben, sehr reizvoll."

Nemitz arbeitet für die Emirates Fire and Rescue Company, die eine Tochterfirma der Abu Dhabi Police ist. Im Emirat Abu Dhabi gibt es mehrere Feuerwachen, in denen deutsche Feuerwehrleute beschäftigt sind: "Ich bin mit 15 anderen deutschen Kollegen im Civil Defense Projekt beschäftigt. Wir arbeiten auf den vier am häufigsten eingesetzten Feuerwachen der Stadt Abu Dhabi. Meine Stellenbezeichnung lautet ,German Supervisor’, was ,deutscher Zugführer’ bedeutet. Unsere Aufgabe ist es, zusammen mit dem arabischen Zugführer und den rund 16 Feuerwehrleuten pro Schicht den allgemeinen Dienstbetrieb zu organisieren. Im Einsatz führen wir vorrangig eine beratende Funktion aus." Ziel soll es sein, Einsätze nach den in Deutschland geltenden Herangehensweisen und Vorschriften abzuarbeiten. Sollte es die Situation erfordern, rückt das Team aber auch zusammen mit den arabischen Kollegen zur Brandbekämpfung oder Menschenrettung aus.

Die spektakulärsten Einsätze, bei denen Nemitz bisher dabei war, waren ein Feuer auf einer Hochhausbaustelle eines Hotelneubaus, ein Feuer in einer Umspannstation, das 30 Millionen Euro Schaden verursachte, wie auch ein Hochhausbrand, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen, das Team aber 40 Personen retten konnte: "Eine große Belastung sind natürlich die Temperaturen. Bei 50 Grad und mehr mit der Schutzausrüstung am Körper ist körperliche Fitness oberstes Gebot." Die Menschen erlebt Nemitz als meist freundlich und zuvorkommend: "Meine arabischen Kollegen auf der Feuerwache legen großen Wert darauf, dass der deutsche Kollege nach Möglichkeit bei jedem gemeinsamen Essen anwesend ist. Auf unserer Feuerwache gibt es einen Koch, der jeden Mittag Reis mit Huhn zubereitet. Das wird dann gemeinsam aus einer großen Schale gegessen."

Heimweh ist noch kein Thema

Insgesamt beobachtet er: "Hier laufen die Dinge etwas entspannter und nicht so stressig wie in Deutschland." Nemitz wohnt mit zahlreichen anderen Deutschen, Österreichern und Schweizer Kollegen in Baniyas, einem Vorort Abu Dhabis: "Ich arbeite zusammen mit einem anderen deutschen Kollegen auf der Feuerwache Al Madina. Diese Feuerwache befindet sich mitten in der Innenstadt von Abu Dhabi in der sogenannten Tourist Club Area. Dieser Stadtteil ist geprägt sowohl von seiner multikulturellen Bevölkerung als auch von den zahlreichen Hochhäusern und Einkaufszentren: "In unserem Ausrückbereich befinden sich die höchsten Gebäude der Stadt, was hohe Anforderungen an Ausbildung und Taktik im Bereich Hochhausbrandbekämpfung stellt." Der Großraum Abu Dhabi hat rund 1,4 Millionen Einwohner, die Stadt Abu Dhabi selbst rund 900 000 Einwohner.

Heimweh war noch kein Thema: "Die Kollegen, die bereits länger hier unten sind, fangen einen sehr gut auf." Gerade auch die Tatsache, dass bei der Feuerwehr prinzipiell eine große Kameradschaft herrsche und sich jeder hier in der Fremde befinde, fördere den Zusammenhalt ungemein. In seiner Freizeit treibt Nemitz gern Sport: Krafttraining, laufen in der Hitze. Auch daran musste er sich erst einmal gewöhnen.

Jeden Dienstag besteht die Möglichkeit, auf der Formel-1-Rennstrecke von Abu Dhabi, dem Marina Circuit, zu laufen: "Das machen wir häufig. Auch hoffe ich, dass ich nun einem weiteren Hobby, dem Tauchen, öfter nachgehen kann. Weiterhin unternehme ich in meiner Freizeit viel mit den Kollegen. Wir fahren nach Dubai, in den Oman, gehen zum Strand." Ein Blick in die Zukunft: Ein bis eineinhalb Jahre möchte er in den Emiraten bleiben: "Danach würde ich gern in Deutschland bei einer Berufsfeuerwehr im höheren Management arbeiten. Von März bis Juni letzten Jahres habe ich das Fachpraktikum für mein Master-Studium bei der Berufsfeuerwehr Remscheid absolviert. Ich wurde dort in verschiedenen Fachbereichen eingesetzt und musste Projekte bearbeiten. Gerade aus den Erfahrungen, die ich während des Praktikums sammeln konnte, hat sich mein Wunsch, später im höheren Management einer Berufsfeuerwehr tätig zu sein, gefestigt." Sollte das nicht klappen, kann er sich auch vorstellen, als Brandschutzingenieur in der Industrie zu arbeiten.

Weitere Informationen zur Tätigkeit als Feuerwehrmann in den Vereinigten Arabischen Emiraten unter der Adresse www.ermiratesfire.ae 

Von unserer Redakteurin Vera Müller


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