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Bei Nils fällt jede Begrüßung herzlich aus

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Idar-Oberstein. Nils ist und bleibt ein Sonnenschein. Und er wird groß. Dieser Tage feierte er seinen sechsten Geburtstag: Die NZ begleitet seit 2008 den kleinen Nils Ruppenthal, der das Downsyndrom hat. Nach wie vor ist er fit wie ein Turnschuh. Und auch das hat sich nicht geändert: "Er lehrt uns, vieles mit anderen Augen zu sehen und sich auch über die Kleinigkeiten im Leben zu freuen", betont Mama Sandra Ruppenthal.

Jeder Tag ist ein Abenteuer

Denn mit Nils ist jeder neue Tag ein Überraschung. Was stellt er wohl heute wieder an? Ist er besonders bockig oder gut gelaunt? Von seinem Gemütszustand ist dann oft die weitere Planung des Tages abhängig, sagen die Eltern. Hier einige Beispiele: Er räumt gerne Schränke aus und versteckt sich darin. Gehen die Ruppenthals spazieren, wenn er keine Lust hat, dann setzt er sich mitten im Wald hin und bewegt sich kein Stück mehr. Da ist Geduld gefragt. Beim Einkaufen räumt er die Sachen wieder aus, die die Mama einräumt. Oder er legt unbemerkt Sachen in den Einkaufswagen rein, was der Mama dann erst an der Kasse auffällt. "Letztens im Schwimmbad finde ich unsere TV-Fernbedienung in der Tasche. Mein Haustürschlüssel ist verschwunden. Dann finden wir ihn: Nils hat ihn bei der Oma in einer Tupperdose versteckt. Ich suche Nils im Haus. Er ist aber draußen und sitzt schon mit dem Autoschlüssel im Zündschloss und einer Schwimmpampers in meinem Auto - Gott sei Dank bewacht von unserem Nachbarn. Er wollte ins Schwimmbad fahren. Ich denke, Nils ist im Garten am Spielen. Ist er aber nicht mehr. Er hat ein Schlupfloch in unserem eingezäunten Grundstück gefunden. Ich entdecke ihn dann eine Straße weiter. Eine aufmerksame Autofahrerin hat angehalten und wartet bei Nils, der nur mit Pampers und T-Shirt bekleidet ist, dafür aber einen Schlüssel umhängen hat. Wo er hinwollte, hat er mir jedoch nicht erzählt. War offensichtlich sein Geheimnis." Eines ist wohl sicher: Bei all seinen Ausflügen und nicht immer ungefährlichen Aktionen hat er bisher immer einen Schutzengel gehabt. "Da kann ich nur hoffen, dass das so bleibt", schaut Sandra Ruppenthal in die Zukunft.

Burgen und Schlösser zu besichtigen, Kuchenbacken, mit dem Pinsel zu malen, Toben und Rennen, Traktoren jeglicher Art, zu puzzeln: Das liebt der kleine Kerl mit dem herzerwärmenden Lachen. Nils ist zudem von jeglichem Werkzeug begeistert und hilft eifrig bei Reparaturen im und ums Haus. Seit diesem Sommer hat er auch das Element Wasser für sich entdeckt und wagt sich in den Pool bei Oma und Opa. Er liebt seine DVDs: "Caillou", "Shaun das Schaf" und "Bibi Blocksberg". Wichtig sind ihm feste Rituale: der Ablauf beim Zubettgehen, bei der Abschiedssituation im Kindergarten - beim Essen hat er seinen Stammplatz am Tisch, ist der mal besetzt, isst er lieber nichts, anstatt sich auf einen anderen Platz zu setzen. Neue Schuhe kann er nur schwer akzeptieren. So mussten seine neuen haargenau dieselbe Farbe haben wie die alten. Begrüßungen fallen bei Nils immer sehr herzlich aus. Auch wenn man nur kurz mal zum Einkaufen weg war, fällt einem Nils in die Arme, als wäre man mehrere Tage weg gewesen: "Dies zeigt uns immer wieder, wie froh er mit uns ist und wir auch mit ihm." Nils ist ein absoluter Familientyp. Am liebsten hätte er immer alle um sich rum. Auch ist er sehr besorgt um seine ältere Schwester Selina, wenn sie nicht da ist. Erst wenn er weiß, wo sie ist und wann sie kommt, ist er beruhigt. "Und auch wenn es noch so turbulent bei uns zugeht und ich mir manchmal wünsche, eine Auszeit auf einer einsamen Insel zu nehmen, möchten wir nach wie vor keinen Tag mit Nils missen."

Noch ein Jahr Kindergarten

Der Kleine hat nun das dritte Jahr in der Kindertagesstätte Johanneskirche hinter sich. Dort fühlt er sich sehr wohl, wird akzeptiert und ist bei allen Aktivitäten integriert: Ein weiteres Jahr soll folgen. Er hat dort in allen Bereichen große Fortschritte gemacht.

Dabei ist ihm seine Integrationsfachkraft eine große Hilfe. Sie begleitet ihn 18 Stunden pro Woche in der Kita: "Für ihre Unterstützung sind wir sehr dankbar und können allen Eltern, deren Kinder eine Einschränkung in irgendeiner Form haben und Unterstützung benötigen, nur raten, eine Integrationshilfe zu beantragen." Auch sprachlich hat er große Fortschritte gemacht und geht auch weiterhin mit viel Freude zur Logopädie. "Schulisch haben wir uns noch nicht festgelegt. Angestrebt ist aber eine Schwerpunktschule. Dort werden Kinder mit erhöhtem Förderbedarf mit Regelkindern gemeinsam unterrichtet. Die Anzahl der Lehrkräfte ist dementsprechend höher. Für uns wird wohl die Grundschule Idarbachtal in Tiefenstein zuständig sein. Aber wir werden uns gegen Ende des Jahres genauer mit dem Thema Schule beschäftigen und uns einige Einrichtungen anschauen. Auch wenn man die Zukunft seines behinderten Kindes gern schon lange im Voraus planen möchte, da einen immer gewisse Zukunftsängste plagen, fährt man am besten, wenn man im Heute lebt und schaut, was einem der Tag morgen bringt."

Die Ruppenthals hatten sich ab 2008 für eine Selbsthilfegruppe in Sachen Kinder mit Downsyndrom engagiert: "Die Gruppe ist leider eingeschlafen. Wir würden uns freuen, wenn wieder mehr möglich wäre. Interessierte Familien können sich gern bei uns melden."

Kontakt: Familie Ruppenthal, Telefon 06781/508 831

Von unserer Redakteurin Vera Müller


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