Idar-Oberstein - Die von Martin Wendel, Dirigent des Tiefensteiner Blasorchesters, 2012 entwickelte Idee eines größeren Zusammenwirkens kulturtreibender Vereine fand beim Konzert im voll besetzten Stadttheater Idar-Oberstein begeisternde Zustimmung.
Unter dem Motto „Brücken bauen" gelang es, die drei Orchester aus Tiefenstein mit drei Gesangvereinen der Stadt musikalisch zu vereinen.Der sogenannte Projektchor, bestehend aus dem vor 170 Jahren gegründeten Grub'schen Männergesangverein und der ebenfalls von Musikdirektor Peter Nerschbach dirigierten Sängervereinigung Nahbollenbach, sowie die Chorgemeinschaft Tiefenstein unter Leitung von Paul Schaupeter gestalteten im dritten Teil des zweieinhalbstündigen Konzerts zwei mitreißende Programmpunkte und die Zugabe.
Wohin mit den gut 80 Sängerinnen und Sängern? Die blendende Idee, diese auf die beiden gegenüberliegenden Seitenemporen zu platzieren, überzeugte sofort, als Giuseppe Verdis berühmter Gefangenen-Chor aus der Oper „Nabucco" im Arrangement von Walter Tuschia den riesigen Festsaal füllte. Trotz geringer gemeinsamer Probenmöglichkeit gelang Martin Wendel, dem Publikum zugewandt, das Kunststück einer untadeligen Wiedergabe: so gefühlvoll gesungen, dass das Publikum gern die allseits bekannte Melodie mitgesummt hätte.
Das zweite Werk, das zwischen den interessanten Programmpunkten des „Orchesters der Generationen" zur Erstaufführung kam, verlangte von den Chören artistische und rhythmische Sprachkunststücke, wurde doch aus John Williams Film „Amistad" vierstimmig das Lied „Dry your tears, Afrika" in afrikanischer Sprache „Mu ya ma mu yeh-ah" virtuos vorgetragen. Als dann als zweite Zugabe auch noch in Englisch „Land of promise" zu Elgars Marsch „Pomp and circumstances" mit Elan und Kraft gesungen wurde, war klar: Dieses Gemeinschaftskonzert ist der Anfang einer unendlichen Geschichte. Begonnen hatte es ganz familiär mit drei Stücken des vor vier Jahren gegründeten und seitdem von Jan-Philipp Döring geleiteten „Vorchesters". Die Anspannung der zwölf Jüngsten löste sich nach dem „Final countdown" in abwechslungsreichen musikalischen „Cartoons", wo jeder ein kleines Solo beisteuern durfte, und endete rhythmisch-heiter „Under the sea".
Erfahrung damit hat das 1976 gegründete Jugendorchester, das durch seinen beliebten Leiter Martin Wendel einen enormen Zuspruch erfuhr. Mit 45 Aktiven gehört es zu den größten Jugendorchestern der Region. Die „Jungen Wilden" , wie sie genannt wurden, sind inzwischen in eine andere Liga aufgestiegen und interpretieren so umfangreiche Stücke wie die Filmmusik zu „Der Mann mit der eisernen Maske" ebenso facettenreich wie das epische „Virginia" mit gut herausgearbeiteten Klangspektren der Register, wobei ganz vorzügliche Solistinnen und ein Team von sechs Perkussionisten Akzente setzen. Was wäre der 1879 gegründete Musikverein ohne diesen in vielen Jahren aufgebauten Nachwuchs? Jüngere und Ältere musizieren in dem seit 2012 ebenfalls unter Leitung von Martin Wendel stehenden „Orchester der Generationen" gemeinsam.
Mit der „Festmusik der Stadt Wien" von Richard Strauß läutete das große Orchester den grandiosen dritten Teil ein. Unterbrochen wurden die geschilderten Liedblöcke durch eine besonders gelungene Darbietung der Filmmusik „The woman in white" von Johan de Mej, in der einmal mehr die Leistungsfähigkeit der Tiefensteiner Musiker zur Geltung kam, ebenso anerkennenswert wie die vorzügliche Begleitung der Chöre.
Eine komplette Gitarren-Rock-Gruppe ergänzte am Schluss das „Orchester der Generationen", als mit dem „Symphonic Rock" von Gilbert Tinner das zweieinhalbstündige Konzert endete. Vorsitzender Heinz Wendel bedankte sich beim Sponsor OIE, den vielen Helfern, den Chören und ihren Dirigenten, aber auch bei der „Familie" Musikverein Tiefenstein. Auch die kleinen und großen Moderatoren, die zur Freude des Publikums ihre „Stickelscher" zu den Stücken erzählten, wurden namentlich genannt. Aber ganz besonders erhielt Martin Wendel – Ideengeber, Motor und Sympathieträger des überaus gelungenen Konzerts – die ihm gebührende Würdigung durch spontanen Sonderbeifall der Zuhörer.