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Erfolgsgeschichte: Kulturloge Mittlere Nahe soll weiter wachsen

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Kirn - Die Kulturloge Mittlere Nahe ist eine Erfolgsgeschichte. Die Bilanz des Kirner Hilfenetzwerks, das Menschen mit geringem Einkommen kostenlos Plätze für kulturelle Veranstaltungen vermittelt, kann sich nach einem Jahr sehen lassen. 584 mal wurden Gäste der Loge zu Veranstaltungen in der ganzen Nahe-Hunsrück-Region geschickt, teils auch gebracht und abgeholt. 

Von unserem Redakteur Armin Seibert

Herbert Wirzius, Gründer und Leiter der Soonwaldstiftung, hatte zum Bilanztreffen in die Verbandsgemeindeverwaltung geladen und präsentierte zusammen mit Horst Fey (Soonwaldstiftung) die stolzen Zahlen.

"Nur im Netzwerk sind wir erfolgreich", betonte Wirzius und lobte die Zusammenarbeit mit den Partnern Lions Club (von dort kam die Idee), Aktion Füreinander, Bürkle-Stiftung und Jobcenter. Die erste und bislang einzige Kulturloge in Rheinland-Pfalz und bundesweit erste Hilfsorganisation dieser Art auf dem Land bedachte Menschen mit kulturellen Angeboten, die von 20 Organisationen geschickt wurden. Aktuell 137 Männer, Frauen und Kinder sind in der großen Datei in der Verwaltung der Soonwaldstiftung gelistet.

Die meisten kommen von der Kirner Tafel (64), gefolgt von Jobcenter (21) und Soonwaldstiftung (18). Wirzius und Fey listeten die Veranstaltungen auf, für die es entweder Freikarten von Veranstaltern gab oder für die zu sehr günstigen Preisen Karten erworben wurden. Hier half vor allem die Bürkle-Stiftung um Vorsitzende Gudrun Wiest. Die Stiftung zahlte auch die Fahrtkosten, denn einkommensschwache Menschen haben meist kein Auto. Sie können beispielsweise nicht zum Theater nach Mittelreidenbach oder zur SWR-Gala ins Kreuznacher Kurhaus fahren. Zusätzlich zu 584 Eintrittskarten gab es Vermittlungen zu kostenlosen Veranstaltungen wie etwa dem Auftritt von Joey Kelly im Gesellschaftshaus oder das Konzert von Maryna Bense in Bockenau.

Nicht aufgeführt war die Aktion von Herbert Wirzius, 100 behinderten Menschen aus der ganzen Region den Auftritt der Fußball-LottoElf in Hennweiler zu ermöglichen und sie zu bewirten. "Wir wollen Brücken bauen zu den Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen", so Wirzius. Er ist sicher: Die Idee wächst, es wird noch mehr werden.

Karten für Nachbarn weitergeben

Dabei gibt die Kirner Kulturloge erst einmal einige Freikarten ab. An die Lions in Bad Kreuznach, die in Kooperation mit der Kirner Loge eine ähnliche Organisation in Bad Kreuznach aufbauen wollen. Die für 2014 schon zur Verfügung gestellten Eintrittskarten könne er gern abgeben, sagt Wirzius, das sei keine Konkurrenz. Er ist überzeugt: Das Projekt wird sich noch ausdehnen. Nachfrage gibt es beispielsweise von der Tafel in Rheinböllen bis Emmelshausen. Es gebe ständig neue Anfragen nach Karten, aber auch zunehmend Angebote. Er verriet im Bilanzgespräch sein Erfolgsgeheimnis: "Man muss auf die Leute zugehen, sobald man von einer geeigneten Veranstaltung hört oder liest. Dann sagt keiner Nein."

Lions-Sprecher Dr. Hans Otto Strumm, der die Idee zur Loge hatte, lobte Wirzius für die geleistete Arbeit. Ohne seinen Zeitaufwand und seine Kontakte wäre das so nicht entstanden. Strumms Appell: Es gelte, vor allem Jugendliche, behinderte Menschen und Flüchtlingsfamilien stärker einzubinden. Wirzius merkte dazu an, dass aus dem Kreis der 426 hilfsbedürftigen Kinder und Jugendlichen, denen die Soonwaldstiftung in diesem Jahr ein Weihnachtsgeschenk gemacht und gebracht hat, viele bei der Kulturloge eine oder mehrere Veranstaltungen besucht haben.

Verwendung wird auch geprüft

Wirzius sagte auch, dass man möglichem Missbrauch der geschenkten Eintrittskarten konsequent nachgeht. Zum einen sind oft Mitarbeiter der Soonwaldstiftung bei Veranstaltungen dabei, schauen, ob die Karten auch genutzt werden. Er sei einem Fall auf den Grund gegangen, bei dem es hieß, da habe sich einer eine Freikarte erschlichen, der gar nicht bedürftig sei. Wirzius: "Der Mann hatte die Karte nachweislich gekauft. Solchen Dingen muss man sofort nachgehen." Üble Nachrede ist zum Glück selten. Auch deshalb, weil die Bedürftigkeit tatsächlich sehr groß ist.

Das weiß man vor allem im Jobcenter. Fallmanager Dirk Leyendecker hat die meisten Bedürftigkeitsanträge auf dem Tisch, versucht, sie schnell und unbürokratisch zu bearbeiten. Die Buchführung der Soonwaldstiftung ermöglicht einen aktuellen Überblick, wer wann wo wie oft in den Genuss von Karten kam. Wirzius: "Wer zwei- oder dreimal dabei war, muss halt anderen erst mal den Vortritt lassen."

Fürs angebrochene Jahr 2014 sieht die Loge weiteren Aufwind. In Bad Kreuznach, Idar-Oberstein und im Hunsrück tragen sich Hilfsorganisationen mit dem Gedanken, ähnliche Strukturen zu schaffen. Landrat Franz-Josef Diel zeigte sich dankbar über die Entwicklung, denn er weiß aus eigener Anschauung durch seine Hilfe bei der Tafel, wie groß die Bedürftigkeit in der Bevölkerung ist. Bedarf bestehe eben nicht nur an Lebensmitteln, um Menschen satt zu machen. "Der Wunsch ist da, auch einmal ein paar schöne Stunden bei Veranstaltungen zu erleben." Aktuelles Beispiel: In Kirn im Gesellschaftshaus soll es Kinoveranstaltungen geben. Die Loge vergibt Freikarten.

Das Beispiel soll Schule machen. Wer Karten hat, kann sie anbieten. Das werden sich auch die Lions zu Herzen nehmen. Herbert Geiss hatte zerknirscht zugegeben, dass ausgerechnet die Lions für ihr Frühjahrskonzert keine Karten herausgerückt hatten. Es war schon ausverkauft gewesen.


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