Bärenbach - Wieder einmal ein tolles Rockkonzert konnten am späten Sonntagnachmittag mehr als 100 Besucher bei "Shorty" in Bärenbach erleben. Auf Einladung der Kulturinitiative Hunsrück (KIH) gastierte mit Jeffrey Lewis dort ein Musiker, Cartoon-Zeichner und Poet der Spitzenklasse, den der "New Musical Express" zu Recht als "das am besten gehütete Geheimnis von New York" bezeichnete.Bärenbach -
Von unserem Mitarbeiter Erhard Hahn
Lewis hatte eine neue Begleitband dabei, was dann wieder einmal zur Bandnamensänderung führte. Zu den Jrams - ein Namen ohne irgendeine Bedeutung -, die den Rain nachfolgen, gehören Caitlin Gray (Bass, Keyboard, Gesang), Heather Wagner (Schlagzeug, Gesang) und für zwei Stücke Joseph Lee (Keyboard), der ansonsten den Verkaufsstand betreute.
Keine Frage: Die Musik von Jeffrey Lewis passt man in keine Schublade. Irgendwie hängt alles mit dem Big Apple zusammen. Diese berühmte New Yorker Coolness ist bei jedem Ton des Konzertes spürbar. Und das nicht nur, weil einige der Stücke an die legendären Velvet Underground und Lou Reed erinnern. Auch der frühe Bob Dylan ist immer wieder spürbar. Stilistisch geht es quer durch die Geschichte der Rockmusik. Country, Pop, Folk, Punk, Rock - alles was die amerikanische Musik vor allem in den 1960er- bis zu den 80er- Jahre hervorgebracht hat, findet seinen Niederschlag in der Musik des 38-Jährigen. Auch die Soundorgien eines Neil Young oder Jimi Hendrix. Lewis ist ein guter Gitarrist, der vor allen Dingen bei den härteren Stücken sein Können unter Beweis stellen. Sogar als Slider macht er eine gute Figur. Kongenial wird Lewis von seiner weiblichen Begleitband unterstützt.
Aber Lewis ist ja mehr als nur ein Musiker. Auch als Comiczeichner hat sich der Amerikaner einen Namen gemacht, der unter anderem auch schon für die New York Times gearbeitet hat. Dieses zeichnerische Können lässt Lewis geschickt in seine Show mit einfließen. Auf einer Leinwand präsentiert er gezeichnete Geschichten wie die vom unkaputtbaren "Champion Jim" oder die "Geschichte von Vietnam", die er mit Sprechgesang und seiner Begleitband serviert. Einmal präsentiert er sich als Poet, als er eigene Verse ohne musikalische Untermalung vorträgt. Nach einer Stunde, die wie im Flug verging, war eigentlich nach einer kraftvollen Rocknummer Schluss. Doch ohne Zugabe kam das Trio natürlich nicht von der Bühne. Und so legten die New Yorker noch einmal nach. Und das 30 quicklebendige Minuten lang.
Zufrieden - und das nicht nur mit dem Konzert - war KIH-Sprecher Michael Knapp. Denn erstmals seit langer Zeit musste beim Konzert nicht draufgelegt werden. Eine schlechte Nachricht hatte er jedoch für alle Open-Air-Fans bereit: Das traditionsreiche Festival in Rudolfshaus wird definitiv 2014 nicht stattfinden (die NZ berichtete). Zufrieden war auch die New Yorker Band - spätestens als sie vom NZ-Reporter erfuhr, dass das Super-Bowl-Finale in der Nacht im deutschen Fernsehen zu sehen sei.
Noch ein Detail zeigt, dass diese Musiker den Kommerz nicht in den Mittelpunkt stellen. Das neue Album "Jeffrey Lewis & The Jrams", das im Dezember erschien, konnte man in Bärenbach nicht kaufen. Sie hatten einfach keines mehr. Es war ausverkauft.