Birkenfeld - Ein wahrlich ungemütlicher Moment des Gedenkens: Schneeregen und eisige Böen vermittelten zumindest einen kleinen Eindruck von jenen Strapazen, denen die KZ-Insassen während demütigenden, stundenlangen Appellen bei Wind und Wetter ausgesetzt waren. Auch viele der etwa 90 Birkenfelder harrten ohne Schutz und Schirm geduldig den Reden und Gebeten anlässlich der Enthüllung einer städtischen Gedenktafel für die Opfer von Nationalsozialismus und Gewalt am Gemeinschaftshaus Alte Schule.
Von unserer Mitarbeiterin Ilona Brombacher
Eingangs der Veranstaltung - drinnen im Saal - konnte man sich bei deutlich angenehmeren Temperaturen auf die vorgetragenen Lieder und Texte des Männerchors der Sängervereinigung Birkenfeld und der Schüler der MSS 13 konzentrieren: "Miteinander, füreinander" und "Das Wort heißt Frieden" gaben dem Gedenken Würde. Gleiches gilt für die Kurzvorträge von Schülern, die im Sommer 2013 an einer Reise nach Auschwitz teilgenommen hatten. Aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben sie grauenvolle Erlebnisse von KZ-Insassen: die Erschießung eines kleinen Jungen bei einem Kindertransport ins Gas 1943; die Schilderung einer Frau, die ansehen muss, wie ihre Mutter gequält wurde, ohne selbst eingreifen zu können ...
Fragen nach einem Leben nach all diesen Grausamkeiten, Nachdenken über Kinderfüße ("Tausende Schuhe kleiner Davids, die man nicht in der allerkleinsten Tasche verstecken konnte."). Schließlich der von einer gesamten Reisegruppe verfasste, eindringliche Text über gemachte Erfahrungen: "Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, ein Erlebnis mehr als 1000 Bilder." In der Pause konnten die Besucher beeindruckende Fotos von Oberstudienrat Hans-Georg Heck und historische Aufnahmen einschließlich kleiner Begleittexte der Schüler auf sich wirken lassen.
Die sehenswerte, kleine Ausstellung zum Auschwitz-Tag 2014 bleibt für die Öffentlichkeit noch eine Woche geöffnet. Der gut gemeinte, aber zu ausschweifende Vortrag von Hans-Peter Brandt zur Geschichte der Juden im Birkenfelder Land strapazierte etwas die Geduld der Zuhörer und ließ das Gedenken an die Nazigräuel und Täter der Region zu stark in den Hintergrund treten. Dass der Birkenfelder Stadtrat die Verlegung von Stolpersteinen vor einst von Juden bewohnten Häusern abgelehnt hatte, wurde nur am Rande erwähnt.