Niederwörresbach - 125 Jahre gibt es den SV 1888 Niederwöresbach. Dieses Jubiläum soll am Samstag, 8. Juni, ab 18.30 Uhr im Leistungszentrum gebührend gefeiert werden. Grußworte, Musikeinlagen, eine kleine Zeitreise: Ein bunter, lebendiger Abend soll es werden, wünscht sich Vorsitzender Peter Litzenberger.
Das wissen noch viele: International zu Ruhm brachte es der SV 1888 durch die Kunstturnabteilung, die es mit Hilfe von Trainerin Marianne Reimann in den 1970er- und 1980er-Jahren zu mehreren Meistertiteln bei den Deutschen Meisterschaften brachte.
Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles stellte der SV Niederwörresbach mit Heike Schwarm und Angela Golz ein Drittel des bundesdeutschen Kaders. Bei der Gründung vor 125 Jahren war noch nicht zu erahnen, dass "Werzbach" mal in aller Munde sein würde. Litzenberger dazu: "Diese Männer, die einst die Vereinsgründer waren, haben getreu nach der Idee von Turnvater Jahn gehandelt, etwas für die Gesundheit und Körperertüchtigung zu tun. Waren es am Anfang noch etwa 20 Mitglieder, zählte man schon knapp 100 zur Jahrhundertwende." Während des Ersten Weltkriegs dachte niemand mehr ans Turnen, erst im Jahr 1920 wurde die Vereinstätigkeit wieder aufgenommen, und im gleichen Jahr wurde neben dem Turnen auch eine Leichtathletik-Abteilung gegründet. Es setzte eine geradezu stürmische Entwicklung ein. Die Mitgliederzahl erhöhte sich auf 170. Die Aktivitäten wurden auf dem Turnplatz neben dem damaligen Dreschschuppen ausgeführt, heute ist er der Parkplatz hinter der Mehrzweckhalle. "Viele Sportler aus Werzbach waren in dieser Zeit sehr erfolgreich und kehrten sehr oft mit Siegerurkunden nach Hause. Der Turnplatz wurde ständig ausgebaut und verbessert. Im Jahr 1930 wurde von der Stadt Idar-Oberstein für 2000 Mark eine 10 mal 30 Meter große Sporthalle in Holzbauweise gekauft. Ab 1931 wurde dann auch Handball gespielt. Leider wurde im Jahr 1939 die Turn- und Vereinshalle durch einen schweren Gewittersturm zerstört und musste abgerissen werden", weiß der aktuelle Vorsitzende aus der Chronik zu berichten.
Für Rasensportarten
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kam für den Verein abermals eine schwere Zeit. Nahezu alle Vereinsmitglieder wurden zum Wehrdienst eingezogen, der Sportbetrieb musste eingestellt werden. Nach dem Ende des Krieges und der Rückkehr der Kriegsgefangenen fanden sich wieder junge Männer ein, die einen Sportverein für Rasensportarten gründen wollten, da damals die Alliierten das Turnen und die athletischen Tätigkeiten und die Bezeichnung "Turnverein" verboten hatten. Mit großem Eifer wurde in der Freizeit von den Mitgliedern ein Sportplatz "Auf der Warth" gebaut. Der Handballsport hatte in dieser Zeit eine sehr gute Phase, spielte doch die Jugendmannschaft im Jahr 1948 um die Rheinlandmeisterschaft in Oberwesel.
Die 1. Mannschaft wurde 1951 Meister in der Landesliga Nahe. Infolge der weiten Fahrten und der damit verbundenen hohen Kosten musste der Verein die Mannschaft zurückziehen. Erst im Jahr 1952 wurde mit dem Fußballspielen begonnen. Am Anfang spielte man noch in den unteren Klassen, bevor dann in den 1970er-Jahren der Erfolg der Fußballer sichtbar wurde. "Seit 1990 gehören unsere Fußballer zu den besten im Kreis Birkenfeld. Höhepunkt war im Jahr 2002 die Meisterschaft in der Bezirksliga und damit verbunden der Aufstieg in die Landesliga. Dieses war im Wesentlichen auf eine breite und erfolgreiche Jugendarbeit und gute Trainer und Betreuer zurückzuführen", erinnert sich Litzenberger. Auch sind die Bedingungen für den Fußballsport mit einem Rasen- und einem Hartplatz, den Trainingsmöglichkeiten im Leistungszentrum sowie im gesamten Umfeld seit einigen Jahren optimal, freut sich der Vereinschef.
Angebote im Breitensport
Seit der Gründung der Turnabteilung Ende der 1960er-Jahre waren speziell die Turnerinnen das Aushängeschild des Vereins. Unter der Leitung von Marianne Reimann kam es zu einer dynamischen Entwicklung und einem rasanten Aufschwung der Turnabteilung.
Viele Talente turnten sehr erfolgreich bei den Südwest- und Deutschen Meisterschaften: "Unsere Turnerinnen haben mittlerweile in dem Leistungszentrum Niederwörresbach hervorragende Möglichkeiten, ihre Turnaktivitäten auszuüben. Diese Halle ist auf dem aktuellen Stand der Technik und wird auch gern von nationalen und internationalen Turnsportlern genutzt." Aktuell bietet der SV neben dem Fußball und dem Kunstturnen eine breite Palette von Angeboten im Breitensport an. Vom Mutter-Kind-Turnen bis zum Seniorensport kann hier jeder Interessierte etwas für seine Gesundheit tun: "In diesem Jahr wurden wir vom Sportverband Rheinhessen als ,Seniorenfreundlicher Verein’ ausgezeichnet und geehrt."
Zurzeit hat der SVN 630 Mitglieder: Zwei Drittel der "Werzbacher" gehören ihrem Sportverein an. Ein wichtiges Informationsmittel im Verein ist die vierteljährlich erscheinende Vereinszeitung, die allen Mitgliedern zugestellt wird. Sie ist unter anderem eine Informationsquelle für Angebote im Breitensport und den einzelnen Fußballabteilungen, gibt Auskünfte über Termine und Veranstaltungen und lässt manche "Legende" aus vergangenen Zeiten wieder aufleben.
Der Zeitgeist macht allerdings auch vor dem Niederwörresbacher Traditionsverein nicht halt: Ein bisschen mehr ehrenamtliches Engagement und Interesse am Verein von Seiten der Vereinsbasis würde nicht schaden.
Von unserer Redakteurin Vera Müller