Deuselbach - Am Erbeskopf verlief einst die Grenze zwischen den Territorien Kurtrier, den Wild- und Rheingrafen und Sponheim. Deshalb war die "Hange Berk" (die Hängende Birke) eine wichtige Landmarke, die über Jahrhunderte auf Karten eingetragen war und auch noch ist, obwohl die Birke längst nicht mehr existiert. Der Grenzverlauf lag an der Pfaffenstraße, deren exakte Linie lange umstritten war.
Von unserem Mitarbeiter Christoph Strouvelle
"Hange Berk" war ein bedeutender Ort, heute ist es ein Parkplatz an der Landesstraße 164, die von Allenbach nach Thalfang führt. Von dort aus starten Wanderer ihren sonntäglichen Spaziergang, Radtouristen fahren auf dem Hunsrückradweg vorbei, und Langläufer schnallen im Winter die Skier an, um auf den dort gespurten Loipen durch den verschneiten Wald zu gleiten. Gegenüber dem Parkplatz zweigt die K 121 ab, die hoch auf den Gipfel des Erbeskopfs führt. Doch wer hier ob des Namens eine besonders mächtige Birke vermutet, irrt. Wenn dort je eine gestanden hat, dann ist dies schon Jahrhunderte her. "Die Hange Berk ist schon auf einer Karte von 1585 verzeichnet", weiß der Hoxeler Frank Arend zu berichten.
Auch auf Karten von 1747 und 1784 ist der offenbar ehemals bedeutende Platz eingezeichnet, hat er herausgefunden. Warum ist die "Hange Berk" über Jahrhunderte eine wichtige Landmarke gewesen? Der Buchautor Rolf Weber bezeichnet sie in seinem Werk "Trier Contra Spanheim", in dem er die Zwistigkeiten zwischen den beiden Machtzentren zwischen 1408 und 1796 beschreibt, gar als eine der ältesten unserer Heimat. Zum einen befindet sie sich auf der Wasserscheide zwischen Mosel und Nahe. Zum anderen verläuft dort auch eine Wetterscheide. Gleichzeitig ist es die Dialektgrenze zwischen der Mark Thalfang, Morscheid-Riedenburg und den Dörfern in Richtung Idar-Oberstein.
Einst war die Birke der Grenzpunkt des Hochgerichts Bernkastel und die geografische Grenze zwischen den Wild- und Rheingrafen, der Grafschaft Sponheim und Kurtrier mit den Ämtern Hunolstein und Baldenau. An der "Berk" verortet der Autor zudem die heutige Grenze zwischen dem Hochwald und dem Idarwald. Die Pfaffenstraße ist heute unterhalb des Erbeskopfes geteert. An der "Hange Berk" mündet sie in den sogenannten Hinüberweg.
"Dieser mittelalterliche Handelsweg wurde einst angelegt, um die Grimburg bei Hermeskeil mit der Schmidtburg bei Bundenbach zu verbinden", erzählt der Heimatforscher. In Richtung Morbach ist sie ein geschotterter Waldweg, der oberhalb von Morbach am neuen Hoxeler Wasserwerk vorbeiführt und ab dort asphaltiert ist. Durch die Grenzlage der "Berk" und der Pfaffenstraße kam es aufgrund des Waldreichtums immer wieder zu Streitigkeiten zwischen Sponheim und den Trierer Landesfürsten.
Ab 1400 gab es Metallhütten auf dem Hunsrück, und der Wald wurde genutzt, um Holzkohle für die Hütten zu produzieren. Unstrittig war, dass die Pfaffenstraße die Grenze zwischen den Landesherren war. Doch gab es im Gebiet des Erbeskopfes, der damals Moosberg genannt wurde, auf einmal zwei verschiedene Pfaffenstraßen. Die Wälder dazwischen, immerhin eine Fläche von 190 Morgen, das entspricht etwa 47,5 Hektar, waren umstritten. Erst in einem Prozess, der von 1580 bis 1607 dauerte, wurde festgelegt, welches die "richtige" Pfaffenstraße und somit Grenze zwischen Kurtrier und Sponheim war. Endgültig geklärt wurden die Grenzstreitigkeiten im Dhronecker Vertrag von 1758, der zwischen Kurtrier, den Wild- und Rheingrafen und Sponheim geschlossen worden ist. Damals wurden entlang der Pfaffenstraße Grenzsteine mit den Karowappen der Sponheimer und dem Kreuz der Kurtrierer aufgestellt. Vier sind noch erhalten. Der Stein mit der Nummer 72 steht im Bereich Hohlweide, allerdings nicht mehr auf seinem ursprünglichen Platz. Da sich der Grenzstein etwas entfernt von Wegen befindet, wird der Spaziergänger die verborgene Straßen- und Grenzmarkierung nur zufällig entdecken.