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Darum ist unser Trinkwasser so teuer

Kreis Birkenfeld - "Die Rheinland-Pfälzer müssen für Trinkwasser tiefer in die Tasche greifen." Diese Nachricht war erst kürzlich in der Nahe-Zeitung zu lesen. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 80 Kubikmetern Trinkwasser muss demnach rund 213 Euro bezahlen. Das sind fast 17 Prozent mehr als noch vor acht Jahren. Dabei unterliegen die Trinkwasserpreise starken regionalen Schwankungen.

Von unserem Redakteur Andreas Nitsch

Bei den Landkreisen ist Trinkwasser in Birkenfeld mit durchschnittlich 330 Euro für 80 Kubikmeter am teuersten, am günstigsten schneidet Germersheim mit 146 Euro ab.Warum aber ist das Wasser bei uns so teuer? Friedrich Marx, Beigeordneter der Stadt Idar-Oberstein und Werkleiter, gibt darauf Antworten.

"In die Kalkulation des Trinkwasserpreises fließen sämtliche Investitionen ein, die für die Wasserversorgung der jeweiligen Region erforderlich sind. Dazu gehören nicht nur die Wassergewinnung und die Wasseraufbereitung, sondern auch die Wasserverteilung über die Trinkwassernetze."

Dazu muss man auch wissen: Etwa 80 Prozent der Kosten für die Wasserlieferung sind Festkosten. Auch wenn kein Kubikmeter Wasser verkauft wird, fallen diese Kosten an. Das sind beispielsweise Personalkosten oder Überwachungskosten. Hochbehälter, Pumpstationen, Wasserleitungen - all dies muss gebaut, instand gehalten und im Bedarfsfall erneuert werden. Marx fügt hinzu: "Die Wassergewinnung für die Stadt Idar-Oberstein erfolgt in der Steinbachtalsperre. Dort wird Oberflächenwasser zu Trinkwasser aufbereitet, was vom Grundsatz her schon teurer ist als etwa die Aufbereitung von Quell- oder Grundwasser." Bereits hier werde deutlich, dass der Vergleich durchschnittlicher Wasserpreise in Rheinland-Pfalz oder gar bundesweit diese Faktoren nicht berücksichtigt.

Auch bei der Wasserverteilung gebe es große regionale Differenzen. "Da spielt etwa die Geländeform eine große Rolle. Denn in unserer zerklüfteten Mittelgebirgsregion müssen wesentlich mehr Hochbehälter gebaut werden als beispielsweise in einer Ebene", sagt Marx. Der Kreis Germersheim ist hierfür das beste Beispiel. Dort kann unter Umständen ein großes Einzugsgebiet mit einem einzigen Wasserturm versorgt werden.

Weiterer Knackpunkt, sprich: Kostenfaktor: Viele Hochbehälter brauchen, um sie befüllen zu können, Pumpstationen. Die wiederum verursachen Investitionen bei der Errichtung und außerdem auch hohe Betriebskosten - allein schon wegen des Stromverbrauchs. "Auch diese Kosten werden also von der Topografie verursacht und können über den Vergleich von Durchschnittspreisen nicht abgebildet werden", betont der Idar-Obersteiner Beigeordnete. Ebenso spiele die Geologie eine Rolle. Denn die Verlegung von Wasserrohrleitungen in felsigem Boden sei ungleich aufwendiger als in normalem Erdreich. Außerdem sei aus einem durchschnittlichen Preis auch nicht ersichtlich, welche Versorger einen kostendeckenden Preis erheben beziehungsweise einen nicht kostendeckenden sogenannten "politischen" Preis verlangen. Ebenso wenig sei an einem Durchschnittspreis ablesbar, in welchem Zustand die Anlagen des Versorgers sind. "Möglicherweise werden Investitionen vor sich her geschoben, um den Preis niedrig zu halten", gibt der Werkleiter zu bedenken.

Der Werkleiter findet zum Abschluss seiner Ausführungen auch deutliche Worte darüber, was er von den Tabellen des Statistischen Landesamtes in puncto Trinkwasser hält. "Abschließend ist festzuhalten, dass der Vergleich durchschnittlicher Preise so wenig aussagekräftig ist, dass er besser unterbleiben sollte", betont Beigeordneter Friedrich Marx.


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