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Angehörige finden Trost in der Natur

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Niederhosenbach - Von einer nach wie vor ungebrochenen Nachfrage berichtet der Geschäftsführer des im Mai 2007 eröffneten Ruheforstes Hunsrück, Alfred. Römer. So konnte dieser Tage die 650. Beisetzung vorgenommen werden. Den Verantwortlichen der Ortsgemeinde Niederhosenbach ist bewusst, dass dafür auch das Angebot stimmig sein muss. So wurde im Laufe dieses Jahres eine weitere Parkfläche mit 75 Stellplätzen angelegt, damit auch größere Beisetzungsfeiern reibungslos veranstaltet werden können.

Von unserer Redakteurin Vera Müller

Ebenso wurde zusätzliches Gerät angeschafft, damit auch im Winter die Zufahrt stets gewährleistet werden kann. Immer deutlicher tritt jedoch in den Vordergrund, dass von vielen Besuchern der Ruheforst nicht vordergründig als Begräbnisstätte wahrgenommen wird, sondern vor allem auch als ein wunderschönes Stück Natur, das zum Verweilen einlädt. Die überall anzutreffenden Sitzbänke tun das ihre dazu.

"Nur wer vergessen wird, der ist wirklich tot. Hinter diesem oft zitierten Satz steht auch eine alltägliche Realität", sagt Römer. Denn im Vergessen verliere die Trauer ihre Bedeutung. Somit könne auch keine Trauerbewältigung stattfinden. Die stillen Herbsttage im November, die mit Allerheiligen, dem Volkstrauertag und dem Totensonntag als Gedenktage das Vergessen unterbrechen wollen, seien aus seiner Sicht auch der inneren Einkehr gewidmet. "Es sind Tage, die zum Innehalten und zum Erinnern auffordern. Viele Menschen besuchen an diesen Gedenktagen die Friedhöfe, also die Plätze, an denen sie ihre Verstorbenen zurückgelassen haben", beobachtet er. An diesen Grabstätten finde dann häufig der innere Dialog mit dem geliebten Menschen statt, der nicht mehr ist.

An diesen stillen Gedenktagen gehe die soziale Funktion des Naturfriedhofes Ruheforst Hunsrück und damit seine Bedeutung für die Hinterbliebenen über jene "normaler" Friedhöfe hinaus, denn seine Begräbnisstätten seien weit mehr als nur "Aufbewahrungsorte" für Urnen. Angehörige fänden Trost in der Natur durch Bilder und Farben, durch Gerüche und Geräusche und, dies vor allem, durch den Wechsel der Natur hinüber in die winterliche Jahreszeit.

Es sei eine "schattenhafte andere Welt", die sich dann über den RuheForst Hunsrück lege, wird Römer fast ein bisschen lyrisch. Der Ruheforst werde zum Symbol des Vergehens, zur Annäherung an die Endlichkeit. Hier könnten die Trauernden nicht nur ihren Tagesablauf unterbrechen. An diesem Platz werde Innehalten geradezu zum Gebot für die Besucher. Der Blick zurück, die Erinnerung an die Verstorbenen, helfe auch, sich auf die eigenen Wurzeln zu besinnen und sich des Weges zu erinnern, den man mit dem Verstorbenen gemeinsam gegangen ist. Den Wald als Trostspender zu erleben, das mache neben dem Wunsch nach Individualität den Unterschied zu einer traditionellen Friedhofsbestattung aus. Im Ruhe-Forst Hunsrück wurde vor vier Jahren auch ein Regenbogenwald eingerichtet, in dem die Asche von Kindern beigesetzt werden kann, die allzu früh verstorben sind - vor, während und nach der Geburt.

Im rund 400 Quadratmeter großen Waldgebiet zwischen Niederhosenbach und Sonnschied, wo der erste Ruheforst im Hunsrück eingerichtet wurde, finden seitdem auch verstorbene "Frühchen" ihren Platz: ein Angebot, das die Eltern dankbar annehmen.

Oberstes Gebot in seiner Arbeit ist für ihn ein selbst gewähltes Leitmotiv: "Im Ruheforst Hunsrück stehen die Würde der Verstorbenen und der Schutz des Waldes an allererster Stelle. Dieser Maxime haben sich alle weiteren Fragen unterzuordnen."


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