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Windkraft droht auch Schwollen zu entzweien

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Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt

Man könne nachts nicht mehr schlafen, berichteten gleich mehrere Bürger mit Blick auf die bereits rotierenden Windräder auf den Höhen zwischen Wilzenberg und Niederhambach. Jetzt sollen noch dichter am Ort fünf weitere Anlagen hinzu kommen, von denen zwei auf Flächen der Gemeinde stehen werden.Dagegen wehrt sich die neu gegründete Bürgerinitiative (BI) "Energiewende mit Vernunft BIR". Ihr gehören nicht nur Schwollener an, sondern Menschen aus dem ganzen Hochwald.

Ortsbürgermeister Horst Hahnefeld hatte zu Beginn der Versammlung erläutert, dass eigentlich nur Personen, die in Schwollen wohnen oder Grundstücke im Ort besitzen, eingeladen seien und Rederecht beanspruchen könnten. Angesichts der brisanten Thematik dulde er es als Hausherr aber, dass die BI ihr Anliegen vorträgt. Auch dass Infomaterial im Foyer ausgelegt wurde, ist in der Gemeindeordnung nicht vorgesehen.

Schon im Vorfeld des Infoabends hatte es Wallung gegeben, weil eine Anwohnerin via Facebook "alle Windkraftgegner im Hunsrück" zu der Veranstaltung eingeladen hatte. Das ginge zu weit, kritisierte Hahnefeld, da werde "Unruhe gestiftet". Die BI hatte sich schnell von diesem Aufruf distanziert, der auch bald wieder aus dem Netz verschwand.

Fast 20 Informationen

So verlief der Abend trotz heftiger Diskussionen und einiger emotionaler Ausbrüche in disziplinierten Bahnen. Hahnefeld konnte belegen, dass die Ortsgemeinde in fast 20 Veranstaltungen und Gemeindebriefen über die Windkraftplanungen informiert hatte: "Niemand kann behaupten, dass er nicht informiert wurde." Der langjährige "OB" brach eine Lanze für die saubere Energieform und verwies auf das Kernkraftwerk an der französischen Grenze: "Wenn Cattenom hochgeht, dann ist hier nix mehr da. Da wäre eine BI nötig."

"Keiner von uns will Cattenom, wir sind auch für Windkraft, aber gegen die jetzigen Auswüchse, gegen die Zerstörung unserer Heimat", entgegnete Rainer Meng als Sprecher der BI. Der Unternehmer mahnte den Ortsgemeinderat als gewählte Vertreter der Bürgerschaft: "Bewahrt unsere Lebensqualität." Erst seit "Wilzenberg steht", sei vielen die Dimension der Windkraftpläne gewusst geworden: "Die Menschen im Hochwald sind entsetzt, was da passiert. Sie fühlen sich allein gelassen."

Langer Weg zum Erfolg

So ging es der BI an diesem Abend vor allem um Informationen, was wo wann und wie groß geplant ist: Da konnte Herbert Leyser, zuständiger Sachbearbeiter bei der Verbandsgemeinde Birkenfeld, zumindest ein klein wenig beruhigen: Auf Schwollener Gemeindegrenzen gibt es vier geplante Windenergieanlagen (WEA). Nur für eine der beiden kommunalen Projekte (südlich des Dorfs mit 92 Meter Rotorspannweite) ist bislang ein Antrag nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImmsch) gestellt. Die drei anderen im Wald oberhalb der Sprudelbetriebe (Spannweite 101 Meter) - eins von der Gemeinde, zwei von Landesforsten - verharren noch beim Status "positiver Bauvorbescheid" - laut Leyser sind das etwa 5 Prozent auf dem langen Weg zum Erfolg.

Hinzu kommt eine private Baumaßnahme (101 Meter Spannweite) auf einem Hof bei Hattgenstein: Für diese WEA ist bereits ein BImmsch-Antrag gestellt. Dabei werden unter anderem die Lärmauswirkungen und der Schattenwurf auf angrenzende Wohngebiete betrachtet. Vor allem dieses und das kleinere "kommunale Rad" verärgern die Schwollener, kommen sie doch bis auf 800 Meter an die Bebauung. Aber auch die drei großen WEA im Wald nördlich der Brunnengemeinde werden kritisch gesehen: Angesichts der nahen, jahrhundertealten Kirche Heiligenbösch nennt Meng dieses Projekt für eine "Kulturschande".

Aus der Versammlung wurde kritisiert, dass sich widersprechende Karten im Umlauf seien. "Das ist ein ständiges Kommen und Gehen", erläuterte VG-Chef Bernhard Alscher die Schwierigkeit, einen Status quo abzubilden: Ein paar Wochen später könne alles wieder anders aussehen. Aus seiner Sicht sei aber ein Ende der Fahnenstange absehbar: "Es spricht derzeit nichts dafür, dass zu den jetzt geplanten noch weitere WEA hinzukommen." Auch auch von den jetzt projektierten würden lange nicht alle verwirklicht, ist sich der Verwaltungschef sicher: "Siehe Leisel, siehe Oberhambach."

WEA-freie Nationalparkgrenze?

Der Vorsitzende des Heimat- und Verschönerungsvereins, Wolfgang Müller, rief Harald Egidi vom Mainzer Umwelt-Ministerium, der zuvor ein weiteres Mal über den Nationalpark informiert hatte (Bericht folgt) und beim Windradthema als Zuhörer geblieben war, dazu auf, der Umweltministerin den Unmut der Bevölkerung zu übermitteln und darüber nachzudenken, wenigstens einen Streifen rund um den Nationalpark ähnlich wie im Mittelrheintal oder im Haardtwald windradfrei zu halten.

  • Eine Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative "Energiewende mit Vernunft BIR" findet am Dienstag, 3. Dezember, um 19 Uhr im Landgasthaus Böß in Schwollen statt.

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