Zusätzlich zur normalen Besetzung sind auch noch die Sportreporter anwesend, die vorwiegend sonntags in Erscheinung treten, es ist also vor allem eines: eng. Neben den Berichten über die Wahl muss außerdem noch das ganz normale Tagesgeschäft bewältigt werden: Termine müssen besucht, Telefonate geführt, Berichte und Reportagen geschrieben, Seiten gemacht werden. Ein Kaffeekränzchen ist das wirklich nicht.
Dabei ist die Situation heute, im Vergleich zu früheren Zeiten durchaus entspannt, wie ich von meiner Kollegin Vera Müller erfahre. Für sie ist es, genauso wie für die meisten NZ-ler, bereits die sechste Bundestagswahl, über die es zu berichten gilt. "Früher kamen die Wahlergebnisse per Fax, die Telefone standen nicht mehr still, und man musste sogar die Prozentzahlen selbst ausrechnen", erinnert sie sich. Klingt wie eine Geschichte aus einem anderen Jahrtausend. Das ist heute alles sehr viel einfacher, die Ergebnisse trudeln online ein. Das Statistische Landesamt informiert, so heißt es jedenfalls auf der Webseite, ab 18.15 Uhr laufend über den aktuellen Stand der Dinge. In der Praxis sieht es jedoch ein wenig anders aus, um 18.40 Uhr gibt es immer noch keine Ergebnisse, und die Kollegen werden langsam ein wenig unruhig. Schließlich gibt es feste Abgabezeiten für einzelne Seiten. Die müssen eingehalten werden. Doch nicht nur das Internet dient als Informationsquelle. Im Chefzimmer steht zudem ein uralter flimmernder Fernseher, der so wirkt, als ob er jeden Moment in Flammen aufgehen könnte. Die Balken verschwimmen, Zahlen sind schlecht lesbar. Aber wegen der Kommentatoren immerhin hörbar.
Der Fernseher ist an diesem Tag der Mittelpunkt der Redaktion, ständig starrt jemand auf den Bildschirm. Die Wahlprognosen, die uns der apathisch aussehende Moderator mitteilt, überraschen einige Kollegen, sie haben anders gewettet, schütteln irritiert die Köpfe: und hauen weiter in die Tasten. Zur Bundestagswahl frönen wir zudem dem Glücksspiel, der redaktionsinterne Wahltipp ist ebenfalls Tradition: Mit nur fünf Euro ist man im Rennen. Der Gewinner steht aber erst am Dienstag fest.
Von unserer Mitarbeiterin Silke Bauer