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In Pflegezonen wird Nutzholz geschlagen

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Das bestätigt der Börfinker Gemeindechef Martin Döscher, dessen Ort - immer vorausgesetzt der Nationalpark kommt in der vom Land angekündigten Form - künftig vom Schutzgebiet komplett umschlossen sein wird. So wie in den zu Züsch gehörenden Waldweilern Muhl und Neuhütten sollen, so die Planung von Landesforsten, rund um Börfink und den Ortsteil Tranenweiher sogenannte Pflegezonen eingerichtet werden, in denen nach wie vor Brennholz geerntet werden kann, das die Anwohner dann wie zuvor von Landesforsten ankaufen. Und dies sehr ortsnah: "Die Wege werden auf jeden Fall kürzer für unsere Bürger", freut sich Döscher. Der Thalfanger Bürgermeister Marc Hüllenkremer sagt sogar: "Mit diesem Konzept wird die Brennholzversorgung in der Region optimiert, sie wird besser funktionieren als vorher."

Kann man nach Einführung des Nationalparks auch noch Holz "im Wald" machen?

Es wird in den Pflegezonen weiter die Möglichkeit geben, so genanntes Kronenholz selbst aufzuarbeiten. Dazu bedarf es aber eines Motorsägenführerscheins. Baumfällungen von Selbstwerbern sind schon seit Jahren im Staatswald aus Sicherheitsgründen nicht mehr gestattet. Da die Forstverwaltung großes Interesse daran hat, dass der Nationalpark nicht von unnötig vielen Fahrzeugen befahren wird, soll Holz auf Poldern Vorrang haben. Das entspricht auch den Kundenwünschen: Laut Landesforsten bevorzugen rund 80 Prozent der Interessenten Polderholz, das bequem am Wegesrand geschnitten und aufgeladen werden kann. Wer "im Wald" arbeiten will, muss Fachkenntnisse nachweisen und entsprechende Prüfungen ablegen.

Wieviel Holz kann ich denn überhaupt noch bekommen?

Dem sind keine Grenzen gesetzt. Landesforsten hat ermittelt, wie groß der Bedarf in den einzelnen Orten ist, beziehungsweise weiß es für Orte wie Börfink, die über keinen Gemeindewald verfügen, sehr genau, weil das Brennholz dort ja auch bisher schon aus dem Staatswald bezogen wurde. Sollte es in Zukunft einen Mehrbedarf geben, "werden wir auch das regeln", so Claus-Andreas Lessander.

Was ist mit gewerblichen Holzverkäufern?

Auch Holzhändler sollen im gleichen Umfang wie bisher beliefert werden. "Das ist gerade für ältere Bürger, die nicht mehr selbst mit der Motorsäge arbeiten wollen oder können, ganz wichtig", weiß Martin Döscher, der selbst Forstwirt ist. Zugesagt ist, dass Einheimische ein Vorkaufsrecht vor professionellen Holzwerbern haben sollen.

Ist das nicht ein Widerspruch: Brennholzeinschlag in einem Nationalpark?

"Im Gegenteil", sagt Lessander: "Wir wollen diesen Teil der traditionellen Holznutzung in unser Bildungsprogramm einfließen lassen und Besuchergruppen zeigen, wie Heizen mit nachwachsenden Rohstoffen funktioniert und wie Nadel- zu Buchenwald umgebaut wird." Der Hochwald wäre damit der erste Nationalpark in Deutschland, in dem Brennholz gewonnen wird. Das Naturschutzgesetz lässt ausdrücklich zu, das bis zu einem Drittel eines solchen Schutzgebietes "für die Deckung der Bedürfnisse der lokalen Gemeinschaften" genutzt wird. Das können auch Rad- und Wanderwege sein.

Wie sieht es in Orten aus, die nicht im Kerngebiet des künftigen Nationalparks liegen, sondern Teile ihres Brennholzes - wie etwa Allenbach - aus jenem Bereich bekommen haben, das den schmalen Schutzzonenzipfel (Gitarrenhals) von Hüttgeswasen über die Kirschweiler Festung bis zur Wildenburg bildet?

Hier hat Landesforsten zugesagt, dass dort, wo keine ortsnahen Pflegezonen angelegt werden können, die gleiche Holzmenge wie bisher ortsnah angeboten oder angeliefert wird. Dabei wird angepeilt, dass niemand weiter als acht Kilometer fahren muss - also eine halbe Fahrstunde mit dem Traktor. Allerdings verfügen die Gemeinden hier alle über große Gemeindewaldflächen.

Werden durch den Nationalpark die Brennholzpreise steigen?

Nicht bei der Vergabe durch Landesforsten - da ändert sich ja nichts. Die Preise für Brennholz aus dem Staatswald ergeben sich - wie bisher schon - per Taxierung durch Forstleute, Ortsgemeinderatsbeschluss oder Versteigerung. Der Preis bei privaten Holzhändler unterliegt den üblichen Bedingungen des freien Marktes - sprich: Er richtet sich nach Angebot und Nachfrage.

Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt


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