Das Interesse an der Gesprächsrunde im Deutsch-Russischen Selbsthilfeverein für Birkenfeld und Umgebung hielt sich aber in Grenzen. Außer Gästen und Gastgebern kamen nur etwa ein Dutzend interessierte Bürger in die Alte Schule. "Das liegt daran, dass viele Mitglieder in Urlaub sind - auch unsere Vorsitzende Alexandra Koch", erklärte Stellvertreterin Swetlana Fuchs. Diskutiert wurde dennoch nach einleitenden Worten von Lezius und Böhmer, die ihre Bewunderung für den hohen Stellenwert Ausdruck verlieh, den Bildung und Ausbildung gerade in vielen Aussiedlerfamilien genießen.
"Wir haben zu Hause immer Deutsch gesprochen, Russisch lernte ich erst in der Schule", berichtete Juri Stefan, der vor 22 Jahren als einer der der ersten aus Kasachstan nach Deutschland kam und Russlanddeutschen mit Sprachproblemen half, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden. "Es muss einmal deutlich ausgesprochen werden: Wir sind keine Russen mehr", bekräftigte er. Von anfänglichen Integrationsproblemen aus Sicht der Einheimischen erzählte Birkenfelds Erster Beigeordneter Alois Kandels: "Viele Jugendliche, die damals herkamen, waren in Russland verwurzelt und wurden gegen ihren Willen mitgenommen. Die haben dann den Aufstand geprobt." Gewaltbereitschaft und Alkoholmissbrauch seien zeitweise unter jungen Aussiedlern verbreitet gewesen.
Dass solche Probleme der Vergangenheit angehören, ist auch ein Verdienst des Vereins, der sich um Brauchtumspflege und Integration bemüht. 109 meist jugendliche Mitglieder gehören ihm an - darunter inzwischen auch einheimische und türkische Kinder, wie Swetlana Fuchs berichtet.
Von unserem Reporter Michael Fenstermacher