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Bostalsee: Erste Pläne sahen schon einen Ferienpark vor

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Die Idee entstand, einen See im Bosbachtal zu bauen. Damals gab es noch nicht die Gemeinde Nohfelden, die Dörfer rund um den See waren eigenständig, schlossen sich erst 1974 bei der Gebiets- und Verwaltungsreform zusammen. Scheid war damals Amtsvorsteher, wurde später Nohfeldens Bürgermeister. Für eine Mark pro Quadratmeter habe man damals Land gekauft, so Scheid.

Viele haben das Vorhaben damals kritisch gesehen. So habe ihm damals ein Mitarbeiter der Landesplanung gesagt: "Bevor der Bostalsee kommt, haben wir das erste Haus auf dem Mond." Der Mann sollte sich irren. 1971 kam die Finanzierungszusage des Bundeswirtschaftsministeriums, das den Bau mit 80 Prozent der Kosten förderte. Bauherr war der Landkreis. Bis 1973 waren 320 Hektar Land gekauft, heute sind es rund 360 Hektar. Am 3. April 1973 erfolgte der erste Spatenstich.

Im Bebauungsplan, man glaubt es kaum, war das Hanggelände bei Gonnesweiler bereits damals für einen Ferienpark vorgesehen. Ebenso sah der Plan ein Hotel auf dem Rabenkopf vor. Genau dort werden in den kommenden Monaten Bauarbeiten für ein Hotel beginnen. "So schließt sich der Kreis", meint Recktenwald.

Kosten lagen bei 40 Millionen Mark

Bis der See angestaut war und von den ersten Besuchern genutzt werden konnte, dauerte es noch bis 1979. Zwar erfolgte der erste Probestau schon im Dezember 1973, die Teerdecke des Überlaufwerks riss jedoch, Wasser lief ab. Im März 1977 war der See wieder voll angestaut, es zeigten sich aber Schäden in den Abwasserleitungen, wieder drang Wasser in den Damm. In der Folge wurde eine Abwasserringleitung um den See gebaut. Das kommt heute dem Ferienpark zugute. 40 Millionen Mark hat damals der Seebau gekostet.

Schon in den ersten Jahren habe man nach Investoren für einen Ferienpark gesucht, erinnert sich Scheid. Ein Interessent war das Sozialwerk der Bundespost. Scheid: "Die haben dann in der Eifel gebaut." Mehrfach sei der Gemeinderat unterwegs gewesen, "aber wir kamen nicht zum Zug." Zumal die Landesplanung damals die Auflage gemacht habe, dass das Feriendorf keinen direkten Blick zum Wasser haben dürfe.

Franz Josef Schumann hat das Projekt seit 1975 verfolgt, zunächst als Mitarbeiter der Kreisverwaltung, ab 1992 bis Ende 2007 als Landrat. Bei den Baumaßnahmen rund um den See, wie der Verkehrserschließung, dem Bau des Campingplatzes und des Bosaariums sei es auch immer darum gegangen, den Zugang zum See für alle zu erhalten. Schumann: "Von Anfang an war klar: Wenn ein Ferienpark kommt, muss der See weiterhin frei zugänglich sein." Ebenso war klar, dass das Hanggelände nur als Feriendorf touristisch genutzt werden sollte. Damit wollte man einem privat genutzten Wochenendhausgebiet einen Riegel vorschieben.

Im September 1993, vor 20 Jahren also, fällten Kreistag und Gemeinderat Nohfelden einen wichtigen Beschluss. "Sie sprachen sich gemeinsam dafür aus, den Ferienpark zu bauen und einen Investor zu suchen." Interessenten gab es. Zunächst wollte jemand einen Park mit Schwimmbad und Halbinsel in den See errichten. Dann kam eine Gruppe von Genossenschaftsbanken. Beide Vorhaben zerschlugen sich aber. Die Gemeinde Nohfelden blieb am Ball. "Zwei Voraussetzungen mussten für den Park auf jeden Fall erfüllt werden. Zum einen das Baurecht, zum anderen mussten die Grundstücke am Hang zur Verfügung stehen", sagt Andreas Veit. Baurecht kam mit einem detaillierten Bebauungsplan, der im März 1999 Rechtskraft erhielt. Zudem kaufte die Gemeinde, zunächst in Eigenregie, seit Ende 1996 in Zusammenarbeit mit der Landesentwicklungsgesellschaft die Grundstücke. Sechs Millionen Euro kosteten die Grundstücke, fast eine halbe Million Euro der Bebauungsplan.

Geld, das die Gemeinde bezahlte und das ihren Finanzspielraum mächtig einschränkte. Darüber hinaus wuchs die Erkenntnis, dass das Land bei der Suche nach Investoren mit ins Boot muss. Rudolf Müller: "Die Gemeinde konnte ein solches Projekt nicht mehr alleine stemmen." So beauftragte die Landesregierung im Frühjahr 2003 die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) mit einem Konzept zur Umsetzung des Parkes. Im Januar 2004 gründeten Nohfelden, der Landkreis St. Wendel und die LEG die Projektgesellschaft Bostalsee, die auch einen Teil der Schulden übernahm. "Damit haben wir die Gemeinde finanziell entlastet und ihr Luft verschafft", so Müller.

Die Projektgesellschaft wiederum arbeitete eng mit dem Ferienpark-Experten Kurt Sarstrup zusammen. Vier bis fünf Anbieter hatten Interesse gezeigt, dann aber kam der Kontakt zu Center Parcszustande. "Im Herbst 2005 gab es die ersten Gespräche", sagt Veit. Zahlreiche weitere folgten, Center Parcs prüfte den Standort in einem mehrstufigen Verfahren.

Strukturholding wurde Bauherr

"Bei der Zusammenarbeit mit Center Parcs hat sich gezeigt, dass die Projektgesellschaft ein großer Vorteil war", betont der Bürgermeister. Denn das Unternehmen habe mit Rudolf Müller einen Ansprechpartner statt drei gehabt. Recktenwald: "Diese Bündelung der Kräfte war für Center Parcs ein entscheidender Faktor." Im Januar 2008 verkündete das Unternehmen dann, einen Park am Bostalsee zu errichten. Veit: "Da war klar, dass gebaut wird, aber es war noch nicht klar, woher das Kapital kommt." Denn Center Parcs betreibt zwar diese Ferienanlagen, finanziert den Bau aber über Investoren, denen das Unternehmen über die Miete ihre Rendite sichert.

Diese Investoren waren aber in Zeiten der Finanzkrise schwer zu finden. Die Lösung: Die Strukturholding Saar baut die Zentraleinheit, die Projektgesellschaft Bostalsee ist für die Erschließung verantwortlich, eine Investorengemeinschaft übernimmt den Bau der Ferienhäuser - hier war der Landkreis mit einer stillen Einlage von 6,5 Millionen Euro mit an Bord. Nachdem die Finanzierung gesichert war, begannen im Frühjahr 2011 die Bauarbeiten. Der Park kostete 130 Millionen Euro. Am 1. Juli dieses Jahres öffnete die Ferienanlage.

Wichtig sei die gute Zusammenarbeit von Gemeinde, Kreis und Land gewesen, ist sich Franz Josef Schumann sicher: "Wir haben uns über Details auseinandergesetzt, aber immer zum Projekt gestanden. Entscheidend war, dass alle politischen Ebenen an einem Strang gezogen haben." Jetzt endlich kann das Seegebiet ganzjährig genutzt werden. "Die Entwicklung ist ein Musterbeispiel für eine Strukturveränderung in der Region", zieht Rudolf Müller sein Resümee.

Mit der Eröffnung des Ferienparkes ist die Tourismusentwicklung im St. Wendeler Land längst nicht abgeschlossen. Udo Recktenwald unterstreicht die Aufgabe: "Wir müssen das Potenzial des Parkes für die Region nutzen und das St. Wendeler Land weiterentwickeln." Andreas Veit freut sich auf das nächste Projekt: "Mit dem Hotelneubau kommt das i-Tüpfelchen an den See." Volker Fuchs

 


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