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Pflaster erinnert an jüdische Mitbewohner

Hoppstädten-Weiersbach - Mit großer Mehrheit - lediglich einer in der Runde sagte nein, ein anderer enthielt sich der Stimme - sprach sich der Ortsgemeinderat von Hoppstädten-Weiersbach für die Verlegung von sogenannten Stolpersteinen im öffentlichen Pflaster aus. Sie sind Projekt, das der Kölner Künstlers Gunter Demnig bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten verfolgt.

Mit 10 mal 10 Zentimeter großen Messingschildern im Pflaster soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die zu Zeiten des Nationalsozialismus ermordet, verschleppt, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Die Gedenksteine werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich ins Pflaster des Gehweges eingelassen.

Finanziert werden die Stolpersteine in der Regel durch private Spenden. Für die Produktion der Betonklötze durch einen Künstlerkollegen und das Verlegen der Steine durch Gunter Demnig selbst werden mehr als 100 Euro verlangt. Und dennoch ist die Nachfrage immens, reicht die derzeitige Warteliste bis in den Herbst. Bundesweit sind bis heute wohl an die 30 000 von Demnigs Stolpersteinen installiert.

Aktuell hatte die jüdische Familie Stern, die mit drei dieser Steine an Vorfahren in heutigen Ortsteil Hoppstädten erinnern will, bei der Ortsgemeinde angefragt, berichtete Ortsbürgermeister Welf Fiedler, der sich vor der Ratsdebatte beim Tiefbauamt und dem Shalom-Verein in Idar-Oberstein kundig gemacht hatte. "Für uns als jüdisch geprägte Gemeinde wäre eine solche Sache überlegenswert", bat er um eine generelle Entscheidung, ob oder ob nicht.

"Ja, aber in einem gewissen Rahmen…", fand Manfred Werle (SPD) sogleich die erste Einrede. "Es gibt mehr als 20 Judenhäuser in der Gemeinde", hatte Bernhard Menebröker schnell den Ruf nach dem ordnenden Rahmen parat. Alternativ könnte man auch die vorhandene Gedenktafel für ermordete jüdische Mitbürger ein bisschen auffrischen. Ein Vorschlag, den Werner Weber-Gemmel (CDU) bestenfalls als Ergänzung betrachtete. "Stolpern, das heißt: nicht vergessen", versucht er, noch einmal die Ideen des Künstlers in die Diskussion einfließen zu lassen. Auch Claudia Feis wollte Wogen glätten; man könne doch - quasi versuchsweise - dem Antrag der Familie Stern nachkommen.

Heftig wurde diskutiert: Da sahen es die einen an allen Wecken und Enden des Hoppstädtener Pflasters aufblitzen, propagierten das Rondell am Bahnhofskreisel als geeigneten Standort für die vielen Kupfertäfelchen. Da wurde auch vor möglichen Stolperfallen gewarnt. Und vom (realen) Fußtritten für jene, den man (symbolisch) gedenken wolle.

Von unserem Redakteur Klaus-Peter Müller


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