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Rätsel um Müllsammler ist gelöst: Rainer Schäfer schwärmt für Königinnen

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Kreis Birkenfeld - Das "Müllrätsel" ist gelöst. Nachdem sich seit dem Wochenende Berichte über rote, mit Müll gefüllte Säcke an Straßenrändern im Kreis Birkenfeld gehäuft hatten, hat unsere Zeitung den Saubermann getroffen, der zum Aufräumen durch die Lande reist. Der Abfall-Robin-Hood stammt von der Mosel.

 

 Von unserem Reporter Michael Fenstermacher

Abfall-Robin-Hood Rainer Schäfer stellt sich einer Herausforderung: Rechtzeitig zum 40-jährigen Bestehen der Deutschen Edelsteinstraße (DES) will der Hartz-IV-Empfänger entlang der touristischen Route für Sauberkeit sorgen. 186 Kilometer will er bis Ende März in mindestens elf Tagesetappen zu beiden Straßenseiten der großen und der kleinen DES-Route bewältigen und dabei eine Fläche von fast 1,5 Millionen Quadratmetern vom Müll befreien.

Begonnen hatte er, ohne großes Aufheben darum zu machen. Seit dem Wochenende wunderten sich Menschen im Bereich von Algenrodt und Rötsweiler im Kreis Birkenfeld. Da sammelte ein Mensch in orangefarbener Schutzkleidung einsam den Müll seiner Mitmenschen. Nachdem unsere Zeitung ein Foto auf Facebook verbreitet hatte, berichteten immer mehr Menschen von Sichtungen, der Respekt wuchs.

Für den Mann in Orange eine große Bestätigung. Es handelt sich um Rainer Schäfer aus Kröv an der Mosel, der sich als "Abfall-Robin-Hood" bereits einen Namen gemacht hat - aber so eine Resonanz noch nicht erlebt hat. Schäfer ist überwältigt vom Echo zum Start seiner neuen Aktion: Mehr als 300 Facebook-Freunde der NZ quittierten das „Fahndungsfoto“ mit einem Klick auf „Gefällt mir“, 71 mal wurde es geteilt. „Das ist gigantisch und viel mehr als zu Beginn in Mainz“, berichtet der 44-Jährige im Gespräch mit der NZ.  In Mainz hatte er vor Weihnachten tonnenweise Unrat gesammelt und zur Abholung durch die Müllabfuhr bereitgestellt. Mehrere Fernsehsender und Zeitungen berichteten über die Aktion des Hartz-IV-Empfängers, der nach eigenen Angaben bereits seit 28 Jahren als Müllmann aus Leidenschaft kostenlos Abfall aufsammelt.

Entlang der Strecke seiner dritten Etappe zwischen Katzenloch und Allenbach gibt er bereitwillig Auskunft über ein ganz besonderes Motiv dafür, sich die Edelsteinregion als neues Betätigungsfeld auszusuchen: „Dafür trägt die aktuelle Edelsteinkönigin die Hauptverantwortung.“

Im vergangenen Jahr begegnete der passionierte Schachspieler bei den Rheinlandmeisterschaften in Idar-Oberstein Magdalena Meng, die dort einen offiziellen Auftritt absolvierte. „Wir sind ins Gespräch gekommen und sie hat sich von mir das Schachspiel erklären lassen. Sie hat mit ihren blauen Augen wirklich die Ausstrahlung einer Königin“, schwärmt Schäfer.

Die Begegnung verursachte beim Müllsammler nicht nur Herzrasen, sondern weckte auch sein Interesse an der Funktion der Majestäten: „Ich habe ein bisschen recherchiert und festgestellt, dass auch die Vorgängerinnen alle sehr schöne Frauen sind – und dass die Königinnen eine Menge leisten.“

Aus diesem Grund habe er sich dazu entschieden eine Reinigungsaktion „zu Ehren aller Edelsteinköniginnen“ zu starten. Das romantische Motiv ändert allerdings nichts daran, dass er seine Aufgabe mit wissenschaftlicher Präzision angeht. So vermisst er die Strecke nicht nur im Voraus am Laptop, sondern führt auch genauestens Buch über das Ergebnis seiner Sammlung: 1232 Liter Müll in 77 Tüten hat er auf seinen ersten beiden Etappen aufgelesen – durchschnittlich 49 Liter pro Kilometer.

Das sei naturgemäß deutlich weniger als in der Großstadt Mainz, aber mehr als in seiner Heimatregion rund um Wittlich. „Ich merke nämlich deutlich wie das Umweltbewusstsein durch meine Aktionen steigt“, sagt Schäfer. Der Müllsammler, der mit seiner orangefarbenen Jacke sowie dem Tornister für Pfandflaschen mit Blinklicht und Regenschirm zum Aufstecken sofort auffällt, sieht sich selbst als „Umweltpsychologen“, der Müllsündern ihr Fehlverhalten vor Augen führt. „Wenn die Leute mich beim Sammeln sehen bekommen sie ein schlechtes Gewissen und ändern ihr Verhalten“, erklärt Schäfer den Effekt, über den man sich bei der Deutschen Edelsteinstraße freuen dürfte.


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