Idar-Oberstein - Zu hart war wohl die zeitgleiche Konkurrenz durch die Queen-Tribute-Show in der Messehalle, möglicherweise auch durch eine ähnlich gelagerte Tanzveranstaltung nur eine Woche später: Nur rund 200 Besucher waren ins Stadttheater gekommen, um mit "Gaelforce Dance" eine der zahlreichen irischen Tanzshows, die derzeit durchs Land touren, zu sehen.
Von unserem Reporter Jörg Staiber
Die Produktion reklamiert für sich, im Hinblick auf die irische Musik- und Tanztradition die derzeit authentischste auf dem Markt zu sein, was allerdings für alle jene, die nicht zu den eingefleischten Irish-Folk-Fans zählen, nicht unbedingt ein Vorteil sein muss, können doch die sich in scheinbaren Endlosschleifen wiederholenden Jigs und Reels auf Dauer doch etwas eintönig werden. Davon abgesehen konnte das 24-köpfige Ensemble tänzerisch und athletisch durchaus überzeugen, was durch eine sehr gute Lichtgestaltung wirkungsvoll unterstützt wurde.
Produzent und Regisseur Michael Durkan hatte sich gemeinsam mit Choreograf Richard Griffin vorgenommen, mit der Show über die häufig übliche Nummern-Revue hinauszugehen und auch nicht die fast ebenso oft strapazierte Auswanderer-Saga zu erzählen. Stattdessen entschied er sich für eine tragische Liebesgeschichte: Die Brüder Lorcan und Cuan entbrennen beide in Liebe für die schöne Aisling. Der ältere Cuan heiratet seine Jugendliebe Aisling, doch nach der Hochzeit entdecken Lorcan und Aisling ihre Leidenschaft füreinander. Das bleibt Lorcans Geliebter, der ebenso attraktiven wie brennend eifersüchtigen Rhiannon nicht verborgen, die Aisling im Zorn erschlägt.
In Anbetracht der spezifischen Fähigkeiten der Gruppe war es vielleicht nicht unbedingt die beste Idee, sich eine solche Geschichte auszusuchen. Denn so überzeugend das Ensemble sowohl bei diversen Formationstänzen als auch bei den solistischen Steppeinlagen agiert, so wenig scheinen sowohl die Tänzer als auch der Choreograf über die künstlerischen Mittel zu verfügen, menschliche Leidenschaften wie Liebe, Hass, Eifersucht, Wut und Trauer in angemessener und glaubwürdiger Form in tänzerische Darbietungen umzusetzen.
Wenn es allerdings um die klassischen Steppkünste ging, dann boten sowohl die Solisten Kevin Gobel (Cuan) und Brent Pace (Lorcan) als auch ihre weiblichen Gegenparts Kathleen Ehrich (Aisling) und Rachel Grey (Rhiannon) eine sehr gute Vorstellung, wie auch das gesamte Ensemble durch ein hohes Maß an tänzerischer Präzision glänzte.
Ein besonderer Genuss war es, den beiden Live-Musikern bei den allerdings oftmals etwas arg ausgedehnten instrumentalen Zwischenspiele zuzuhören. Insbesondere Geigerin Lotta Virkkunen sorgte für temperamentvolle Einlagen, während sowohl Cuan O´Ferly an der Querflöte als auch Sänger Jack Ludwig eher für die getragenen Töne standen.
Insgesamt war es trotz der eher dünnen und dramaturgisch auch nicht besonders überzeugend umgesetzten Liebesgeschichte ein unterhaltsamer Abend. Dazu trug ganz wesentlich eine effektvolle Lichtregie bei, die es trotz der beengten Verhältnissen auf der Stadttheaterbühne geschickt verstand, Räume und Stimmungen zu schaffen.