Fischbach - Karnevalsnärrin Kerstin Wittmann hat schnell die Saarländer im Zuschauerraum ausgemacht, raunzt sie an, fragt ohne umständliche Höflichkeitsfloskeln: "Habt ihr mir eine Flasche Maggi und Lyoner mitgebracht?" Von anderen will sie barsch wissen: "Haben sie ein Handy? Ich hoffe doch, dass es aus ist." Die Aufforderung hat vor allem im Zusammenhang ihren Reiz: Den ganzen Abend über hatten Akteure mit Mikro-Problemen zu kämpfen, eingeschaltete Handys könnten schuld gewesen sein.
Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Dahmer
Die stärksten Szenen in der Prunksitzung des Fischbacher Carnevalvereins (FCV) am Samstag in der Gemeindehalle hatten die Akteure dann, wenn sie (scheinbar) glaubten, noch nicht im Rampenlicht zu stehen, und mit den Gästen oder einfach nur vor sich hin plapperten.
Oder die wie Sylvia Eckhardt und Klaus Henn nicht mal Sitzungspräsident Marcel Schneider ausreden ließen, als der die beiden ankündigen wollte. Und die sich auch nicht vom Streiten abhalten ließen, als ihnen zum Schluss die Karnevalsorden umgehängt wurden: Die beiden wurden für ihren Auftritt von den gut 300 Zuschauern im Saal gefeiert.
Die Eröffnung der FCV-Kampagne hatte eine Reihe glänzender Momente und Akteure. Das ist nicht selbstverständlich für einen Verein, der seit den 1980er-Jahren keine Prunksitzung mehr hatte und erst jetzt wieder die Bütt rausholte. Aber seit Jahrzehnten konnten die Akteure beim Heringsessen am Faschingsdienstag üben, Nachwuchs aufbauen und ihre Kontakte mit Karnevalisten aus der Umgebung pflegen. Mit den Kirner Rappelköpp zum Beispiel, die am Samstag eine Reihe von Akteuren auf die Bühne schickten. Etwa Petra Bunn: Die Rappelköpp-Vorsitzende hätte am liebsten den FCV-Elferrat abgesetzt: "Die Sprüch vom Udo werfen keinen mehr vom Hocker." Gemeint ist Udo Arend, der FCV-Vorsitzende. Stattdessen stellt sie ihren eigenen Elferrat zusammen mit weltgewandten und finanzstarken Mitgliedern und natürlich ihr selbst: "Das gibt dem Rat den Schliff."
Aus dem Bollenbachtal ist Jochen Schneider zur Fischbacher Mannschaft gestoßen. Am Samstag gab er den Forschen, Aufbrausenden, Rechthaberischen, der sich über Vornamen wie San Diego und Brooklyn aufregte. Alexandra Schmidt und Steffi Winkler sprachen über austauschbare Familiengebisse als Alternative zu teuren Einzelbeißern. Eine Anwendungsmöglichkeit: Man kann damit Plätzchen ausstechen.
Sylvia Eckhardt nahm Küchenrezepte zu wörtlich und fragte sich, wie sie flüssige Sahne mit Eiern zusammenbinden oder den Herd auf die oberste Treppenstufe stellen kann. Alexandra Schmidt erklärte "Oma" Kerstin Wittmann, wie SMS und "Fasebuk" (Facebook) funktionieren und feierte sich selbst auf der Bühne, weil sie wusste, was WLAN bedeutet. Was WhatsApp ist, erklärte Wittmann in einem Hip-Hop-Song zusammen mit der Mittwochs-Fitnessgruppe und einigen ehemaligen "Eulenhupsa". Sylvia Eckhard und Klaus Henn regten sich über Kirns Bürgermeister Fritz Wagner auf: Auf seiner Geburtstagparty bot er nichts zu essen und nichts zu trinken an, nur das "Du". Für Henn wollte Eckhardt ihr aufreizendstes Stück Stoff anziehen: Frottee - immer noch schick, obwohl schon 1989 gekauft. Steffi Winkler holte Elferratsmitglied Olli auf die Bühne, stattete ihn mit Kuhglocke aus und melkte ihn - ein Auftritt, der nicht mit Olli abgesprochen gewesen sei, versicherte sie. Mit Auftritten des Männerballetts als Rocky und Village People ging die Show zu Ende.