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Etliche Anwohner wollen keinen Ausbau "deluxe"

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Dienstweiler - Misstrauen und lautstarke Vorwürfe gegen Ortsbürgermeister Helmut Finck und den Gemeinderat: Im Dienstweilerer Gemeinschaftshaus kochten bei einer Anwohnerversammlung fast drei Stunden lang die Emotionen hoch. Viele Anwohner wollen nicht akzeptieren, dass der Rat beschlossen hat, die Straße Auf dem Ellenberg ausbauen zu lassen und sie als Anlieger an den Kosten zu beteiligen.

Von unserem Reporter Michael Fenstermacher

Rund 620.000 Euro soll der Ausbau kosten, 120.000 Euro davon übernehmen die Werke der VG Birkenfeld, die in der Versammlung durch Werkleiter Jürgen Jahn und Sachbearbeiter Matthias Bachmann vertreten waren. Sie wollen die Kanal- und Wasserleitungen in der Straße, die parallel zur L 170 verläuft, erneuern und beteiligen sich daher an den Kosten für die Wiederherstellung der Fahrbahndecke.

Die Restkosten von 500.000 Euro entfallen zu gleichen Teilen auf die rund 30 Grundstücksbesitzer sowie die Ortsgemeinde, der ein Landeszuschuss in Höhe von 130.000 Euro zugesagt wurde. Ein Beitrag von mehr als 8000 Euro kommt also im Durchschnitt auf jeden Anliegerhaushalt zu. Dass sei zu viel, betonen viele Anwohner und zweifeln die Notwendigkeit des gesamten Projekts an. Von einem "Ausbau deluxe" ist in vielen Wortmeldungen die Rede. Wortführer Lothar Schneider kündigt an, 25 von 30 Anwohnern wollten sich einer Sammelklage gegen die zu erwartenden Beitragsbescheide anschließen. Ein Anwalt sei bereits beauftragt.

Die genauen Beweggründe und Pläne von Ortsgemeinde und VG-Werken hatte zuvor Kersten Petry vom beauftragten Ingenieurbüro erläutert: Frostaufbrüche, Risse und Setzungen belegen demnach den schlechten Zustand der Straße, Bordanlagen und Rinnen seien zum Teil abgesackt und schadhaft, Straßeneinläufe herausstehend. Laut einem Bodengutachten sei der Aufbau der Straße aus Schotter- und Deckschicht zudem nur noch 37 bis 42 Zentimeter stark und damit nicht frostsicher. Nach einem Ausbau nach modernen Maßstäben mit zwei Tragschichten - Schotter und Bitumen - soll die Stärke 55 Zentimeter betragen. Vorgesehen ist zudem die Erneuerung von Bord- und Rinnsteinen, Gehweg und Straßenbeleuchtung.

Anwohner: Alternativen prüfen

Erhebliche Schäden gibt es laut Petry außerdem an Regen- und Schmutzwasserkanal, an einem Teil der Hausanschlüsse sowie mehreren Stellen der Wasserleitung, deren PVC-Rohre durch Gussrohre ersetzt werden sollen. Für die Neuverlegung müssen die VG-Werke, die bereits 2012 Handlungsbedarf bei der Gemeinde anmeldeten, die Straße auf einer Breite von drei Metern aufreißen und anschließend wiederherstellen. Daraus wiederum ergibt sich ein Kostenvorteil für Gemeinde und Anlieger.

Dieser Vorteil sowie der in Aussicht gestellte Landeszuschuss sind es laut Ortschef Finck, die für den Rat nach reiflicher Erörterung den Ausschlag für den Beschluss gaben, sich mit dem Ausbau an die Maßnahme der VG-Werke anzuhängen. "Wir würden verantwortungslos gegenüber unseren Bürgern handeln, wenn wir diese Gelegenheit nicht ergreifen würden", erklärt Finck. Denn in einigen Jahren würde ohnehin ein Straßenausbau erforderlich werden, dann allerdings ohne Beteiligung der VG-Werke und möglicherweise auch ohne Landeszuschuss.

Diese Argumentation verfängt bei den Wortführern der Anwohner allerdings nicht. Sie verweisen immer wieder auf den augenscheinlich guten Zustand der Straße im oberen, nördlichen Abschnitt und kritisieren, dass der Gemeinderat leichtfertig entschieden und eine für die Anwohner günstigere Lösung nicht geprüft habe. Einen aus seiner Sicht möglichen Alternativplan stellt Hans-Joachim Heyer vor: Die Gemeinde solle keinen Straßenausbau an das Projekt der VG-Werke anschließen, das ja bereits eine Wiederherstellung eines großen Teils der Straße beinhalte, und stattdessen nur dringend nötige Reparaturarbeiten am Gehweg, Rinnsteinen und Gullys vornehmen.

"OB": Zukunftsweisende Investition

"Wenn sie ein 15 Jahre altes verrostetes Auto neu lackieren, wird es dadurch auch nicht besser", hält Finck dem einen Vergleich entgegen. 1995 sei in dem von den Kritiken angeführten Bereich lediglich die Fahrbahndecke erneuert worden. Darunter sei der Zustand genauso schlecht wie im unteren, mit Teerflicken übersäten Abschnitt. Zudem sei eine Erneuerung der Straßenbeleuchtung, die sich durch die Umstellung auf LED-Technik schnell amortisieren würde, dringend notwendig, da der Abstand zwischen den Laternen derzeit zu groß sei.

Schließlich sieht der "OB" den Ausbau auch als zukunftsweisende Investition: "Wir wollen für Neubürger attraktiv bleiben und das geht nicht mit Straßen wie in den 1950er-Jahren."


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