Kreis Birkenfeld - Fast acht Stunden dauerte der Nominierungskreisparteitag der CDU in der Tiefensteiner Stadenhalle. Grund für den Marathon war zum einen das komplizierte und langwierige Wahlverfahren, aber auch die noch lange nicht zugeschütteten Gräben innerhalb des Kreisverbands.
Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt
Als gegen 23.30 Uhr endlich alle 42 Listenplätze vergeben und auch noch 6 Nachrücker benannt waren, stellte Sascha Spindler (Amtsverband Herrstein), der im Vorfeld der Versammlung als Beisitzer aus dem Kreisvorstand zurückgetreten war und auch auf seine Listenplätze für Kreistag und VG-Rat verzichtet hatte, den Antrag, alle Auszählungen noch einmal zu überprüfen.
In der Tat gab es bei der Nachzählung kleinere Stimmzahlverschiebungen, am Gesamtergebnis änderte sich dadurch allerdings nichts. Mit ein Grund für den Antrag dürfte gewesen sein, dass Kirsten Beetz (ebenfalls AV Herrstein) mit nur einer Stimme mehr als benötigt auf Listenplatz 3 nominiert worden war. Die aktuelle Fraktionsvorsitzende im Kreistag stand nicht auf der Vorschlagsliste ihres Heimatverbands, sie war vom Kreisvorstand nominiert worden, nachdem der Platz durch den Rücktritt des Kreisvorsitzenden Prof. Wolfgang Benzel (die NZ berichtete) frei geworden war.
Schon zuvor hatte es Kampfabstimmungen gegeben, die auch mit dem derzeitigen Zwist im Kreisverband zusammenhängen: Lothar Jockenhövel forderte nacheinander seinen Nachfolger als Fraktionsvorsitzender im Idar-Obersteiner Stadtrat, Armin Korpus (Listenplatz 4), und Karl-Friedrich Hahn (13) heraus, scheiterte aber jeweils.
Benzel, dessen überraschender Rücktritt vor drei Wochen die tiefen Gräben im Kreisverband offenkundig gemacht hatte, zeigte Rückgrat und erschien als einfaches Mitglied bei der Versammlung. Er erhielt minutenlang stehende Ovationen, nachdem die Bundestagsabgeordnete Antje Lezius in ihrem Grußwort unterstrichen hatte, welch großen Anteil Benzel an ihrem Wahlerfolg im September 2013 hatte.
Einen Denkzettel erhielt auch Armin Korpus, dem offenbar von Teilen des Kreisverbands unterstellt wird, am Rücktritt Benzels Mitschuld zu tragen. Den größten Rückhalt gab es für einen anderen Kandidaten aus dem Stadtverband Idar-Oberstein: Bürgermeister Frank Frühauf erhielt 152 Ja-Stimmen der 182 Wahlberechtigten - so viele wie selten. Frühauf war auch einer der wenigen, der in seinem Grußwort politische Inhalte transportierte: So will er dafür kämpfen, dass der Kreis Birkenfeld bei der anstehenden Kommunalreform wächst und nicht schrumpft.
Eine gute Figur als Versammlungsleiter machte Eric Aulenbacher. Obwohl er nur wenig Zeit zur Vorbereitung hatte, spulte der Kreishandwerksmeister die Vorgaben des komplizierten Wahlvorgangs routiniert ab und füllte geschickt auch das eine oder andere Auszählungsvakuum. Am Ende standen mehr als 440 Minuten Versammlungsdauer auf dem Display seines Smartphones.
Der Interimsvorsitzende Dirk Rohde, für den in Sachen Versammlungsleitung ähnliches gilt wie für Aulenbacher, zog am Samstag trotz der Länge des Parteitags und der offenkundigen Wunden ein positives Fazit: "Die vom Kreisvorstand vorgeschlagene Liste wurde von den Mitgliedern voll bestätigt. Das ist ein Erfolg."