Berschweiler - Die Bewohner von Berschweiler bei Baumholder haben die Wahl. Sie können sich entscheiden, ob sie sich einem Nahwärmekonzept anschließen möchten, dass der ortsansässige Schreiner Volker Graf anbietet. Der 44-jährige Unternehmer betätigt sich seit einigen Jahren in kleinem Rahmen als Energieversorger und möchte nun das Netz erweitern. "Nahwärmeversorgung ist meine Antwort auf den Fachkräftemangel", bekennt er.
Von unserer Redakteurin Gabi Vogt
Was auf den ersten Blick überraschend klingt, ist in seiner Unternehmerlogik schlüssig. Fünf Jahre war Volker Graf auf der vergeblichen Suche nach Fachkräften, um das Schreinereiteam zu vervollständigen. Als sich das hinzog, habe er nach einem zweiten beruflichen Standbein gesucht. "So etwas wollte ich nicht noch einmal erleben." Hinzu kam, dass die Hackschnitzelanlage seiner Schreinerei noch Kapazitäten frei hatte. Inzwischen sind sechs Häuser in direkter Nachbarschaft des Handwerksbetriebs auf Züsch angeschlossen, und Graf denkt an Erweiterung. Am liebsten für das gesamte Dorf. Er hat sich in das Thema reingekniet und kommt zu dem Schluss, dass sich eine große Anlage rechnen kann, wenn sich genügend Anwohner anschließen. Seine Kalkulation: "Wenn von 200 Haushalten 150 mitmachen, kann es klappen." Die Investition für Heizanlage, Gebäude, Lager ist hoch, wie hoch, will er nicht verraten.
Um möglichst viele im Dorf anzusprechen, hat er im Ort eine schriftliche Umfrage gestartet, in der die Haushalte befragt werden, Ende Februar/Anfang März soll eine Informationsveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus in Zusammenarbeit mit dem Ifas am Umwelt-Campus folgen. Der genaue Termin steht noch nicht fest. Er denkt daran, die neue Anlage hauptsächlich mit Stroh oder Heu aus heimischer Landwirtschaft sowie mit Hackschnitzeln zur Abdeckung von Spitzenlasten zu betreiben. Würde er nur Holz verfeuern, benötigte er rund 3500 bis 4000 Festmeter. Bei einem Einschlag von 800 bis 900 Festmetern in der gesamten Verbandgemeinde könnte es da leicht eng werden, lauten seine Überlegungen.
Sollten sich nicht genügend Haushalte anschließen, wären aus seiner Sicht auch Insellösungen - etwa für komplette Straßenzüge - denkbar. In diesem Falle würde er ausschließlich Holzhackschnitzel verfeuern.
Den Leitungsanschluss an das Netz will Graf bezahlen. Auf den Abnehmer kämen Heizenergiekosten von 0,5 Cent pro Kilowattstunde zu. "Das sind umgerechnet auf den Liter Heizöl etwa 69 Cent", rechnet der Schreiner vor. Derzeit in etwa so viel wie der Heizölpreis. Doch den dürfe man nicht isoliert betrachten, erläutert er. Bei seinem Konzept spare der Hauseigentümer schließlich die Wartung der Heizanlage, eventuell anfallende Reparaturen, Schornsteinfegerkosten und mittel- bis langfristig die Anschaffungskosten für eine neue Heizanlage.
Frühestens in der Heizsaison 2015/2016 ließe sich sein Nahwärmekonzept verwirklichen. Der Schreier hat erst nach und nach die Vorteile alternativer Energiegewinnung entdeckt. "Ich habe mich mehr und mehr damit befasst und festgestellt, wie vorteilhaft das ist." Seine Rechnung ist einfach: "Die Ausgaben für Raumwärme und Warmwasser in Privathaushalten kletterten zwischen 2002 und 2012 um 43 Prozent. Mehr muss man dazu nicht sagen."
Die Konditionen für die Abnehmer sollen attraktiv sein, sie sollen aber auch die Investition decken und dem Unternehmer ein Auskommen sichern. "Es muss für beide Seiten eine Win-win-Situation sein, schließlich bin ich nicht die RWE", sagt er.