Idar-Oberstein - Aus Anlass des Auschwitz-Gedenktags am 27. Januar 2014 und im Zusammenhang mit der derzeit laufenden Ausstellung "Das verdächtige Saxophon" (die NZ berichtete) veranstalteten der Verein Blue Note und die Stadt Idar-Oberstein ein Sonderkonzert im Stadttheater Idar-Oberstein mit der "Golden Swing Bigband" unter Leitung von Uwe Kirsch.
Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Jost
Dass ausgerechnet der Swing, die weltweit beliebteste Stilrichtung des Jazz der 1930er- 40er-Jahre im Dritten Reich zur "Entarteten Musik" gerechnet wurde, kann man heute kaum nachvollziehen. Die Ausstellung ist noch bis 6. Februar in der Göttenbach-Aula zu sehen und geht dann zum Umwelt-Campus nach Birkenfeld.
Uwe Kirsch hielt sich daher nicht mit einer langen Vorrede auf und legte mit seinem 19-köpfigen Orchester los. Mit "Little Brown Jug" ,einem der populären Glenn Miller-Hits dieser Zeit, konnte das erwartungsvolle Publikum im gut besetzten Saal nachempfinden , was dieser Generation vom Nazistaat vorzuenthalten versucht worden war. Die unbändige Lebensfreude, mit dem typisch swingenden Rhythmus, der spontan in die Glieder fährt, kennt und liebt auch noch die Nachkriegsgeneration.
Deswegen bedurfte es keines gedruckten Programms, Uwe Kirsch wusste mit Titel und Datierung den Kontext herzustellen. Die vorzüglich besetzten Instrumentenchöre, je vier Trompeten und Posaunen, sechs Saxophone, die erfahrene Rhythmusgruppe mit Piano, Gitarren, Bass und dem hochtalentierten jungen Drummer Konstantin Schneider lieferten mit 18 Beispielen eine Retrospektive des Swing, die von Anfang an begeisterte.
Die große Überraschung für die Anhänger der Golden Swing Bigband war jedoch die Sängerin Ully Mathias, die zum ersten Mal mit der Band und im Stadttheater überhaupt auftrat. Mit der letzten Komposition von George Gershwin "Love is here to stay" betrat sie swingend die Bühne und löste gleich ein "Wow" aus. Mit Eleganz und Geschmeidigkeit sowie einem wandlungsfähigen rauchigen Stimmtimbre folgten höchst unterschiedliche Interpretationen wie das spöttische "Making Whoopee", das einfühlsame "Embraceble you" oder "Fever". Diese Stimme passt hervorragend zu diesem aus der ganzen Region zusammengefunden Orchester, das seine Wurzeln im Musikverein Algenrodt hat.
Nach der Pause verlas Kirsch doch noch die Schreckensstatistik, die zum Verbot unzähliger, die Gesellschaft Deutschlands prägenden Musiker geführt hat. Gerade in der lakonischen Kürze dieser Auflistung kam das Erschrecken und die Scham zurück zum Anlass für dieses begeisternde Konzerts.
Mit bekannten und weniger bekannten Meilensteinen wie "Over the rainbow", "Night and day", "Moonlight in Vermont" ging es zum Finale mit "Sing, sing, sing", dem eindrucksvollen "Every day I have the blues" und der Zugabe "Let the good time roll", ausgeführt von einigen Solisten der Band, die es mit jeder historischen Einspielung von anno dazumal aufnehmen können.
Wie dankbar sind wir Idar-Obersteiner, dass wir nicht weit suchen müssen, wenn wir gute Musik hören wollen, ganz gleich aus welchem Genre. Uwe Kirsch und die Golden Swing Bigband gehören dazu. Danke!