Birkenfeld/Mackenrodt - Die Bürgerinitiative (BI) "Energiewende mit Vernunft BIR" hat Umweltministerin Ulrike Höfken in Mainz rund 1500 Unterschriften gegen die Windkraftpläne in der VG Birkenfeld überreicht und dabei auch konstruktive Vorstellungen für die Lösung des Dilemmas speziell im Birkenfelder Land unterbreitet.
Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt
Die Ministerin habe dabei Verständnis für das Anliegen der Bürger gezeigt, die den Wildwuchs bei den Windenergieanlagen gerade im Birkenfelder Land nicht nachvollziehen können und die Zerstörung des Landschaftsbildes direkt am kommenden Nationalpark, aber auch direkte gesundheitliche und monetäre Auswirkungen (auf Haus- und Grundstücksbesitzer) befürchten.
Auch bei der SGD Nord hat man diese Woche vorgesprochen, weitere Termine bei Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wirtschaftsministerin Eveline Lemke sind terminiert. Die Sprecher der BI legen Wert darauf, dass es sich bei den 1500 Unterschriften "ausschließlich um Bürger der direkt betroffenen Standortregionen handelt", wie Joachim Jung (Wilzenberg-Hußweiler) betont. In seiner Wohngemeinde, in deren unmittelbarer Nähe sich fünf im Vorjahr aufgestellte Windenergieanlagen (WEA) deutlich sicht- und hörbar drehen, sei die Stimmung inzwischen umgeschlagen: "Rund 70 Prozent der Einwohner haben unsere Petition unterschrieben - darunter auch Nutznießer der Windkraftpachtverträge." Viele Bürger haben die Entwicklung falsch eingeschätzt, sind sich die BI-Vertreter sicher: "Wilzenberg-Hußweiler wird, werden die derzeitigen Pläne komplett umgesetzt. von 21 Windanlagen umzingelt."
In anderen Gemeinden sieht es kaum anders aus, zählen Jung, Willi Wahl (Mackenrodt) und Annette von Pock (Leisel) beim Besuch in der NZ-Redaktion weitere Brennpunkte auf: Leisel, Schwollen, Siesbach, Ober- und Niederbrombach. Aber auch Orte ohne direkte WEA-Standorte werden von den Auswirkungen betroffen sein, warnt die BI: "Rötsweiler-Nockenthal zum Beispiel bekommt den Schall der vielen Windräder auf dem Kamm zwischen Oberbrombach und Leisel über den Mackenrodter Berg direkt frei Haus geliefert." Und seine Heimatgemeinde darf sich auf den Anblick von bis zu 60 Windrädern freuen, sagt Wahl. Deshalb hält sich die in Schwollen gegründete BI auch nicht an VG-Grenzen, sondern wird am Dienstag in Mackenrodt (19 Uhr, Sportheim) über die Auswirkungen des "Windräderwahnsinns" (Zitat aus dem aktuellen Flugblatt) informieren.
Dabei sieht sich die Gruppe nicht als "Verhinderungs-BI", sondern nennt auch Alternativen und Auswege aus der verfahrenen Situation: "Wir sind nicht gegen Windkraft und die Energiewende, wir kritisieren nur die Fehlentwicklung gerade in der Verbandsgemeinde Birkenfeld", sagt Jung.
Die Bürgerinitiative fordert zum einen die Umsetzung der Vorgabe der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die einen Abstand von 3000 Metern von Windrädern zur Wohnbebauung fordert. Und sie möchte zudem den Streifen zwischen Bundesstraße 41 und Hochwald-/Nationalpark-Region windkraftfrei halten, schlägt vor, die Anlagen an der Autobahn und im Bereich der bestehenden Windparks auf den Westrichhöhen im Raum Freisen/ Gimbweiler zu konzentrieren. Diese Idee sei auch bei den Gesprächen in Mainz und Koblenz positiv aufgenommen worden. Die BI hat sogar schon Gespräche mit den dann betroffenen Ortsgemeinden geführt. Die BI ist sogar fast soweit, bei der Kommunalwahl im Mai mit einer eigenen Liste in der VG Birkenfeld anzutreten. "Wenn alles andere nicht hilft...", sagt Willi Wahl.
Die BI fordert die Verbandsgemeinde Birkenfeld auf, ihren Flächennutzungsplan in der Form fortzuschreiben, dass weitere Auswüchse verhindert werden. "Das sieht auch die Aufsichtsbehörde so", sagt Wahl. "Nur Bürgermeister Alscher fürchtet um seine AöR-Pläne, wenn er jetzt auf die Notbremse tritt. Der Birkenfelder Sonderweg hat den Weg zu einer Flut von Zielabweichungsverfahren erst möglich gemacht", sieht er schwerwiegende politische Fehler ausgerechnet in der VG, die sich als Nationalparkregion profilieren möchte: "Das passt nicht: Touristen und Naturfreunde, die von teils weit her anreisen, finden hier erst mal nur Windräder vor statt der erhofften unverbauten Natur. Die fühlen sich doch veräppelt", fürchtet Wahl schlimmste Imageschäden für das gerade geborene Prestigevorhaben.