Züsch - "Wir haben ein Gebiet identifiziert, das sich aus naturschutzfachlicher Sicht ganz wunderbar eignet und mit dem wir alle internationalen Kriterien erfüllen." Das sagt Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) über den Zuschnitt des möglichen Nationalparks im Hochwald. Er soll sich ausschließlich im landeseigenen Staatswald über eine Fläche von 9200 Hektar erstrecken. Davon liegen 73 Prozent im Kreis Birkenfeld, 14 Prozent im Kreis Bernkastel-Wittlich und 13 Prozent im Kreis Trier-Saarburg. Hinzu könnten noch 920 Hektar im sich direkt anschließenden Nordsaarland kommen.
Doch bevor Höfken dies im Vorfeld des ersten Nationalpark-Forums (siehe Extratext) in Züsch den Medienvertretern verkündete, musste sie zunächst durch ein Spalier von Demonstranten gehen. Die Gegner vom Verein "Ja zur Natur - Nein zum Nationalpark" taten auf Schildern ihre Meinung kund. Die Parolen lauteten "Der Wald muss frei zugänglich bleiben" oder "Finger weg von unserem Arbeitsplätzen". Aber auch die Bürgerinitiative der Befürworter zeigte Flagge, auch wenn sie in der Minderheit war. Auf ihren weißen T-Shirts prangte der Slogan "Chance Nationalpark". Als Höfkens Pressekonferenz vorbei war, drängten sich 300 Zuhörer ins proppevolle Bürgerhaus, um mehr über den künftigen Zuschnitt des Nationalparks zu erfahren.
Ohne das Singende Tal
Höfken betonte, dass in den Vorschlag zur Grenzziehung neben naturschutzfachlichen Kriterien auch die Ergebnisse aus dem Bürgerdialog und die im Eckpunktepapier der Kommunen gestellten Forderungen eingeflossen seien. So habe das Land beim Gebietszuschnitt die Interessen der Brennholzwerber berücksichtigt. Der weitere Betrieb der Skipisten am Erbeskopf und am Dollberg bei Neuhütten sei nicht gefährdet, da sie außerhalb der Nationalpark-Grenze liegen. "Naturgemäß haben sich aber nicht alle Vorstellungen realisieren lassen", so Höfken. Im Vergleich zu früheren Varianten wurde im nördlichen Bereich ein Gebiet im Staatswald Dhronecken - unter anderem mit dem Singenden Tal - herausgenommen. Aus naturschutzfachlicher Sicht hätte man es zwar gerne im Nationalpark behalten. Man habe aber auf Widerstände reagiert, die es seitens des Kreises Bernkastel-Wittlich und der betroffenen Ortsgemeinde Malborn gibt, so die Erklärung von Ministeriumsvertreter Claus-Andreas Lesander.
Der weitere Weg sieht so aus, dass nach den fünf Nationalpark-Foren das Land sein Konzept am 26. September vorstellen wird. Im Oktober sollen die regionalen Parlamente darüber entscheiden, ob sie diesem Konzept zustimmen oder es ablehnen. "Am Ende wird dann das überwiegende Votum entscheidend sein", wiederholte Höfken. "Entscheidend für die Landesregierung werden die Voten der Kreistage und Verbandsgemeinden sein, in deren Gebiet sich der mögliche Nationalpark befinden wird. Wie die Ortsgemeinden konkret eingebunden werden, überlassen wir den Kreistagen und Verbandsgemeinden."
Eröffnung schon 2014 möglich
In Birkenfeld hat Landrat Dr. Matthias Schneider (CDU) bereits angekündigt, dass er sich auf das mehrheitliche Votum der Gemeinden stützen werde. Günther Schartz, Landrat des Kreises Trier-Saarburg, betont auf Anfrage: "Auch bei uns ist eine Entscheidung des Kreistags gegen den Willen der betroffenen Gemeinden schwer vorstellbar. Man muss außerdem die Bürgerbeteiligung wirklich ernst nehmen." Sollten sich die politischen Gremien im Hochwald mehrheitlich für die Verwirklichung des Projekts aussprechen, würde laut Höfken "unmittelbar danach das rechtsförmliche Verfahren zur Ausweisung des Nationalparks starten". Das soll in Form eines Gesetzes geschehen, über das der Landtag abstimmen wird. Der Nationalpark könnte dann bereits im Lauf des Jahres 2014 öffnen.
Doch was passiert, wenn die Mehrheit der politischen Gremien gegen einen Nationalpark im Hochwald stimmen würde? Höfken betont, dass "ein Nationalpark die Aufgaben im Natur- und Artenschutz mit der Chance der regionalen Entwicklung verbindet". Sie würde es bedauern, wenn dies an einer "destruktiven Kampagne" scheitern würde, sagt Höfken mit Blick auf die Kritik aus der Holzindustrie und die Aktivitäten der Nationalparkgegner. Aber "Die Entscheidung liegt in der Verantwortung der Region. Wir haben stets deutlich gemacht, dass wir den Weg zum Nationalpark nur mit der Region gehen."
Von unserem Redakteur Axel Munsteiner