Idar-Oberstein - "All I want for Christmas is you", hallt der bekannte Song von Mariah Carey in die leere Johanneskirche hinein, in der die Stimmen der gut 40 Sänger voll und mächtig tönen. Chorleiter Jürgen Schneider sitzt mit seinem Keyboard auf einem Podest und konzentriert sich voll aufs Dirigieren, während die Instrumentalbegleitung aus dem Computer kommt. Das war Ende November, die letzten Proben vor dem "Weihnachts-Marathon" des Gospel- und Popchores Idar-Oberstein.
Von unserem Reporter Jörg Staiber
Jetzt heißt es erstmal durchschnaufen für die Mitglieder, und dann setzt man sich neue Ziele. Dazu gehört auch, dass man sich verstärken will: Das erste Zusammentreffen im neuen Jahr hat die Form einer "Schnupperprobe", am Mittwoch, 15. Januar, um 19.30 Uhr will man sich im "Stammhaus" Johanneskirche gemeinsam mit interessierten Neueinsteigern die Titel "Someone like you" von Adele und "The Gospel Train" vornehmen.
Der seit nunmehr fünf Jahren bestehende Gospel- und Popchor war zwar nicht der erste im Kreisgebiet, der sich modernem und speziell dem angloamerikanischen Liedgut verschrieben hat, aber er hat den Schritt am radikalsten vollzogen - und ist damit offenbar auf einen großen Bedarf gestoßen. Gut 80 Sangesbegeisterte waren zu der ersten Probe im Spätsommer 2008 gekommen, rund 50 Mitglieder hat der Chor heute und kann sich im Gegensatz zu vielen Traditionschören über eine gesunde Alterszusammensetzung, die etwa die Spanne von 16 bis 70 Jahren und ein Durchschnittsalter von 45 Jahren umfasst, freuen. Den ersten Auftritt hatte der Chor im Advent des Gründungsjahres in der Stadtkirche Idar, das erste eigene Konzert im März 2009. Es ist bezeichnend für den Ehrgeiz und die konzentrierte Arbeit von Musikdirektor Jürgen Schneider, dass man sich schon für diesen Auftritt einer solchen Aufgabe wie einem 15-minütigen Medley mit Abba-Liedern gestellt hat, das man auch heute noch im Programm hat. Auch danach hat Schneider immer wieder versucht, dem Chor neue Herausforderungen zu bieten wie etwa mit einer Chorfassung der "Bohemian Rhapsody" von Queen. "Damit kratzen wir schon an der Leistungsgrenze", erklärt Schneider.
Aber nicht nur, was die Musikauswahl betrifft, sondern auch im Hinblick auf die Übungsarbeit und eingesetzte Technik geht der Gospel- und Popchor neue Wege. Intensiv widmet man sich etwa der Chor-Choreografie, für die man auch immer mal wieder Seminare mit externen Experten organisiert. "Was wir machen, ist ja kein klassischer Chorgesang mit der Mappe in der Hand, sondern bei Auftritten wird grundsätzlich auswendig gesungen", erläutert Schneider. "Und wenn man dann auch mittels der Bewegungen und der gesamten Körpersprache auf das Publikum eingeht, dann macht das auch ganz anders mit." Ebenso hat sich der Chor im Laufe der Jahre eine eigene Licht- und Tontechnik zugelegt. "Das Publikum erwartet heute ein Hörerlebnis auf professionellem Niveau", ist Schneider überzeugt. Und zu dem gehört seit vielen Jahren auch eine Liveband. Der Erfolg gibt Schneider recht: Der Pop- und Gospelchor ist ein gefragter Gast auf vielen Veranstaltungen, und die eigenen Konzerte sind regelmäßig ausverkauft.