Kreis Birkenfeld - Obwohl Deutschland als ökologisches Musterland gilt, belegt es beim ökologischen Landbau mit 6,2 Prozent der bewirtschafteten Fläche in Europa nur einen Platz im Mittelfeld. Wobei Rheinland-Pfalz mit 6,3 Prozent fast genau dem Durchschnitt entspricht, in unserem Landkreis dürfte der Anteil noch etwas geringer sein. Länder wie Österreich oder Italien zum Beispiel können auf deutlich höhere Anteile verweisen, was möglicherweise mit einer anderen Esskultur und der damit verbundenen Bereitschaft, höhere Preise für Lebensmittel zu bezahlen, zu tun hat. Das spüren auch die fünf Bio-Höfe im Kreisgebiet.
Von unserem Reporter Jörg Staiber
Von Anfang an gab es daher auch bei ihnen die Idee, die Vermarktung der Produkte selbst in die Hand zu nehmen, um sie damit preisgünstiger zu machen beziehungsweise die Handelsspanne selbst einzunehmen. Ein Modell dafür sind - neben dem Betreiben von Ständen auf Wochenmärkten - die Hofläden. Vier der fünf Ökobauern im Kreis, nämlich der Bornwiesenhof in Wilzenberg-Hußweiler, der Schwalbenhof in Berschweiler, der Biolandhof in Sensweiler und als jüngster der Bioland-Hof Kunz in Baumholder, betreiben Hofläden. Der Robinienhof in Oberbrombach, geht mit der sogenannten Abo-Kiste einen anderen Weg der Selbstvermarktung.
Alle Beispiele zeigen allerdings, dass diese Formen der Selbstvermarktung zumindest in einer strukturschwachen Region wie der unseren mit einer geringen Dichte an potenziellen Kunden nur begrenzte Aussicht auf Erfolg haben und bestenfalls ein Zubrot für die entsprechenden Betriebe sein können.
Der jüngste Bio-Betrieb im Landkreis ist der Bioland-Hof Kunz bei Baumholder, den es seit 2012 gibt. Vorher war er eine Pferdepension und Reiterhof mit Quarterhorses, was jetzt immer noch im reduzierten Umfang weiterbetrieben wird. Bernd und Verena Kunz halten auf dem Hof Mutterkühe und Geflügel. Die Hühner werden dabei mithilfe eines Hühnermobils nach der modernsten Form der artgerechten Unterbringung gehalten. Das ist eine Form der Freilandhaltung, bei der der Stall keinen festen Standort hat, sondern von Grünfläche zu Grünfläche gefahren wird. "Dadurch werden die Eier sehr schmackhaft und haben immer einen sattgelben Dotter", erläutert Verena Kunz. "Außerdem ist der Auslauf immer ordentlich und sauber und dadurch überaus hygienisch, ohne dass man Chemie und Medikamente anwenden muss, und der Boden wird geschont."
In diesem Monat wurde ein Bioladen in der Pfennigstraße in Baumholder eröffnet, Ladenzeiten sind montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 14 Uhr. Den hat Familie Kunz mit leichtem Augenzwinkern "Mutter Erde" genannt, schließlich haben sie mit Hannah, Julian, Noah, Benjakob und Nesthäkchen Greta fünf Kinder. Neben Eiern und Geflügel aus eigener Produktion gibt es Gemüse und Obst aus der Region, täglich frische Molkereiprodukte, Mühlenerzeugnisse und Mehl, regionale Käsespezialitäten, Wurst, Schweine-, Rind und Lammfleisch, spezielle Produkte für Vegetarier, Veganer und für glutenfreie Ernährung sowie Brot- und Backwaren aus naturbelassenen Zutaten.
Auf Seite 22 stellen wir die weiteren Hofläden im Kreis Birkenfeld vor.