VG Herrstein - Uwe Kreutz, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Niederwörresbach, saß in den vergangenen Tagen viele Stunden am Schreibtisch und machte sich viele Gedanken. Worum geht es seiner Predigt zu Weihnachten?
Von unserer Redakteurin Vera Müller
Er erläutert seine Ansätze: "Der souveräne Gott, der ohne die Begrenzungen von Raum und Zeit ist und wirkt, setzt sich freiwillig den Grenzen aus, innerhalb derer jeder Mensch lebt. Gott wird zu einem Jedermann. In Jesus setzt er sich nicht nur Begrenzungen aus, er bringt himmlischen Glanz in unsere Welt. Eine Botschaft, die Traurige anders tröstet, als wir es selbst könnten. Eine Nächstenliebe, die Moral und Ethik in allen Lebensbereichen neu herausfordert und bestimmt; Vergebung, die Versöhnung, nicht Vergeltung heißt; eine Hingabe, die Menschen heilen will."
So werde das Leben etwas himmlischer, wenn man im Glanz dieses Gottes lebe. Weihnachten sei eine wunderbare Erinnerung. Und Weihnachten sei immer wieder ganz wunderbar himmlisch: "Weil Gott unsere Grenzen teilt und uns teilhaben lässt an seinem himmlischen Reich." Was das alles heißen könnte mit Blick auf unterschiedlichste Themen, das möchte Kreutz gern seine Zuhörer selbst ergründen lassen.
Er hat eine Menge Arbeit in den nächsten Tagen: Heilig Abend um 16 Uhr ist die Christvesper in der Kirche Veitsrodt mit Beteiligung des MGV/Gemischter Chor Veitsrodt, und um 17.30 Uhr folgt die Christvesper in der Kirche Niederwörresbach mit dem Musikverein Niederwörresbach, jeweils mit Krippenspiel, und am Abend um 22 Uhr gestaltet er die Christmette in Herborn, die eher in eine meditative Richtung geht und unter anderem eine Bildbetrachtung des diesjährigen Weihnachtsbildes von Beate Heinen beinhaltet: "Am zweiten Weihnachtsfeiertag feiern wir Gottesdienste um 9.30 Uhr in Herborn und um 11 Uhr in Niederwörresbach, jeweils mit Feier des Heiligen Abendmahls." Die Niederwörresbacher Kirche ist bekanntlich ein besonderer Schauplatz: Schon seit 1594 wurde die Kirchengemeinde Niederwörresbach in Erzählungen erwähnt. Während des 30-jährigen Krieges (1635) soll ein Großteil des Dorfes samt Kirche niedergebrannt sein. Die heutige Kirche wurde 1829 bis 1833 erbaut.
Kreutz gesteht: "Weihnachten ist es eine besondere Herausforderung zu predigen, weil die Bandbreite der Menschen die zuhören, hoffen, nach Trost fragen, alles hinterfragen, suchen oder Bestätigung finden wollen, ungleich größer ist. Vom erwartungsfrohen Kind bis zum eher resignierten Menschen, über gesellschaftliche Verlierer oder Sieger, bis hin zu sehr frommen oder atheistischen Menschen kommen viele unterschiedliche Naturelle zusammen. Das Wort Gottes richtet sich an alle, aber als Verkündiger die jeweils richtige Übersetzung zu finden, ist zu Weihnachten etwas anspruchsvoller als sonst." Weihnachten sei für ihn eine großartige Antwort auf die Frage, wie konnte Gott in Jesus Mensch werden. Menschen, die über das, was sie von Jesu Leben, Wirken, Sterben und Auferstehen verstanden und im Glauben erlebt und reflektiert haben, wollen diese Heilsbotschaft verbreiten, auch mittels der Feier der Geburt, über die man im Grunde so wenig Gesichertes wisse.
Er kommentiert: "Faszinierend finde ich, wie im Laufe der Jahrhunderte das Weihnachtsfest einen so hohen gesellschaftlichen Rang gewinnen konnte. Darüber, dass Karfreitag und Ostersonntag die zentralen christlichen Bezugspunkte sind, kann unsere Art Weihnachten, beziehungsweise Ostern zu feiern, hinwegtäuschen." Trotzdem freue er sich immer wieder neu über die Offenheit der Menge gegenüber der christlichen Botschaft zu Weihnachten und ebenso darüber, lieben und wichtigen Menschen mit Geschenken eine Freude machen zu können: "Sehr handfest, konkret und, ja, auch mit Vorbereitungsarbeit verbunden. Und umgekehrt, klar, freue ich mich über liebe Worte, Grußkarten und Geschenke."