Bruchweiler - Seit fünf Jahren versucht Immobilienmakler Sascha Diepmanns, den "Burgkeller" von Irma Löh zu verkaufen. Nachdem vor zwei Jahren ein Team der SWR-Reihe "betrifft" Aufnahmen in der Gaststätte am Ortseingang von Bruchweiler machte, hatte sich an der Situation nichts geändert. Jetzt drehte der SWR wieder in Bruchweiler - und es gibt immer noch nichts Neues zu melden.
Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Dahmer
Irma Löh ist 84 Jahre alt, lange kann sie die Gastwirtschaft wohl nicht mehr betreiben, aber für einen gastronomischen Betrieb mitten auf dem Land, abseits der Touristenströme, ist es schwer, einen Investor zu finden. Dabei waren Bruchweiler und das Restaurant einmal ein beliebtes Reiseziel an der Deutschen Edelsteinstraße. Bis eines Tages die Gäste ausblieben. Allzu lange ist das noch nicht her. "Was soll ich denn machen", fragt die betagte Dame in die Kamera, "mit dem Kochlöffel zu drohen, hat ja auch keinen Zweck." Diepmanns lacht, und das Kamerateam dreht mit: "Nein", sagt der Makler aus Rhaunen, "das ist nicht die klassische Verkaufsmethode." Der Fall Löh steht für viele andere, das Leben auf dem Land hat sich gewandelt, Menschen ziehen weg, das Hinterland verkümmert.
Oder gibt es doch Lichtblicke? Der SWR ging vor zwei Jahren auf Menschensuche, interviewte Unternehmer, Bürgermeister, Privatiers. Jetzt schaute es bei den selben Leuten wieder vorbei, wollte feststellen, ob und was sich in den zwei Jahren geändert hat. Am Freitag wurde die Dokumentation in einer Vorabpräsentation in Löhs Burgkeller gezeigt. Mit dabei: der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer, der im Anschluss an den Film mit den Gästen diskutierte. Zu sehen ist das Stück unter dem Titel "Kein Land in Sicht" am Mittwoch, 18. Dezember: Ab 21 Uhr strahlt das SWR-Fernsehen die Doku aus. "Nachhaltig" nennt der Redaktionsleiter der Sendereihe, Achim Streit, diese Art der Berichterstattung: Man will überprüfen, was sich entwickelt. Und der SWR wird weiter am Ball bleiben. Streit dazu: "Wir werden uns mit dem Thema demografische Entwicklung in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen, wir werden es zu einem der wichtigsten Themen in unserer regionalen Berichterstattung machen." Im Film tauchen eine Reihe von Akteuren auf, Einheimische, die die Probleme auf dem Land zu spüren bekommen haben. Da ist der Kurzwarenhändler aus Gemünden, der mit Mühe noch sein Geschäft offen zu halten versuchte, sich mit Zweit- und Drittjob über Wasser hielt, jetzt ist Schluss.
Oder der Schreiner aus Langenthal mit fünf Gesellen und Aufträgen quer durch Deutschland; das langsame Internet ist schlecht fürs Geschäft: Wenn er Pläne übers Web verschicken will, braucht er dafür Stunden; die Konkurrenten haben die Botschaften in wenigen Minuten verschickt. "Ihm bleibt nur der Umzug in den nächstgrößeren Ort", kommentiert der Sprecher im Film. Minister Schweitzer antwortet, wie Politiker eben antworten: Breitband sei die Zukunft, "da muss das Geld hin". 7 Millionen Euro habe das Land 2013 dafür zur Verfügung gestellt. "Das ist zu wenig für den Internetausbau", kritisiert ein Zuhörer. Schweitzer: "Das ist mehr, als andere Länder in den Ausbau stecken." Für die optimistische Grundeinstellung könnte Gaststättenbesitzerin Löh stehen, die trotz aller Bruchlandungen beim Versuch, ihr Lokal zu verkaufen, zuversichtlich bleibt. "Ihre Hoffnung", heißt es im Film, "ihre Denkweise, in allem das Positive zu sehen: Irma Löh ist eine ungewöhnliche Frau."