Von unserer Redakteurin Vera Müller
Informationsveranstaltungen für die "Neuen", jede Menge Papier, ein schriftlicher "Wegweiser für Abgeordnete", Verhaltensregeln für Mitglieder des Deutschen Bundestages und Hinweise für die Einstellung von Mitarbeitern: Da musste sich die Idar-Obersteinerin erst einmal einen Überblick verschaffen. Danach bezog sie ihr vorläufigen Büro in der Straße "Unter den Linden" - einige Meter vom Brandenburger Tor entfernt: "Ich habe eine tolle Aussicht, jede Menge Touristen sind hier unterwegs."
Die Kollegen sowie deren Mitarbeiter seien sehr hilfsbereit. Außer einem Schreibtisch, einem Stuhl und einer Tischlampe ist im Lezius-Büro aber noch nicht viel zu finden: "Eine Menge muss ich jetzt nach und nach organisieren, damit ich so schnell wie möglich arbeiten kann: Telefon, Fax, PC und Laptop. Alle sind sehr freundlich, jedoch müssen wir aufgrund der vielen neuen Abgeordneten viel Zeit einplanen. Überwältigend war der Zustrom der Glückwünsche per E-Mail, SMS und Brief. Das ist ein tolles Gefühl, dass sich so viele mit mir freuen."
Eine erste Mitarbeiterin, die bislang bei einem FDP-Abgeordneten angestellt war, hat sie bereits. Und dann ging es für die 53-Jährige zwischendurch immer wieder in die Heimat: Naheland-Wandererlebnistag in Bad Kreuznach, Intergem, die Granada-Eröffnung, Terminanfragen von Institutionen, Bürgern vor Ort, ein Informationsbesuch im Klinikum Idar-Oberstein, Richtfest an der neuen Glantalklinik in Meisenheim: "Der Adrenalinspiegel vom Wahlkampf hatte keine Chance zu sinken", berichtet die Christdemokratin mit einem Schmunzeln.
Am 22. Oktober folgte die konstituierende Sitzung in Berlin. Der Tag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der St. Hedwigskathedrale: "Eine sehr feierlicher und würdiger Beginn. Die Neuen müssen noch die Ausweise vorzeigen. Es gibt keine Sitzplatzordnung: Wo frei ist, setzt man sich hin. Normalerweise kenne ich das Plenum aus dem Fernsehen, und plötzlich sitze ich mittendrin. Alle 631 Abgeordneten des 18. Bundestages werden namentlich aufgerufen und begeben sich zum ersten Wahlakt, gewählt wird der neue Bundestagspräsident." Das sei ein großer Moment gewesen, als sie ihren Namen im Plenum hörte: "Ich saß einige Minuten still und etwas demütig auf meinem Stuhl. Das ist jetzt mein neuer Arbeitsplatz. Ich freue mich auf die Herausforderungen, die es ganz bestimmt geben wird."
Nach der Wahl der Stellvertreter und der Ansprache des alten und neuen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, auch Antje Lezius gab ihm ihre Stimme, folgte noch ein kurzer Sektempfang, und dann ging es wieder zurück in die Büros.
Laut Plan sind für nächstes Jahr 22 Sitzungswochen in Berlin terminiert: "30 Wochen bin ich dann im Wahlkreis unterwegs. Da ist es schon von Vorteil, dass ich gerne unterwegs bin - egal ob mit Flieger, Zug oder Auto. Weil es doch meistens schnell gehen muss, fliege ich von Saarbrücken aus nach Berlin." Am 31. Oktober trafen sich alle Wahlkampfhelfer im Lezius-Team in Bärenbach in der Bürgerhalle. "Toll, dass so viele gekommen waren. Meine Bad Kreuznacher Kollegen waren sehr angetan vom leckeren Idar-Obersteiner Spießbraten. Mit einer kleinen Ansprache würdigte ich alle Unterstützer, denn das Wahlergebnis haben wir gemeinsam erreicht. Meine neue Mitarbeiterin aus Berlin konnte ich auf diesem Fest auch schon vorstellen, und sie half bereits tüchtig mit." Aktuell stünden bekanntlich erst einmal die weiteren Koalitionsverhandlungen an: "Ich bin dafür, dass gründlich und ordentlich verhandelt wird, um eine stabile Regierung für die nächsten vier Jahre zu stellen."
In der Fraktion wird die aktuelle Lage zu den Koalitionsverhandlungen erörtert, und für 18. November wurde die erste Sondersitzung einberufen: Dann geht es um die NSA-Spähaffäre. Beim nächsten Heimatbesuch ist Lezius unter anderem beim Lokalschwank der IKG zu Gast.