"Aufstehen - Anziehen - Stärken - Starten" - so lautete das Thema der Predigt des neuen Pfarrers: "Es gibt keine schaurige Götterdämmerung, sondern die Morgendämmerung einer neuen Welt." Christen seien keine Schwarzseher, "auch wenn Schwarzmaler den ganzen Welthintergrund rabenschwarz einpinseln. Christen wissen: Uns schlägt nicht die letzte Stunde, sondern ein neuer Tag - egal unter welchen Rahmenbedingungen wir uns gerade durchs Leben bewegen oder wogegen wir zu kämpfen haben." Und - so der neue Pfarrer weiter: "Der frühe Vogel fängt den Wurm, nicht die nörgelnde Nachteule."
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Erwin Heß an der Orgel, dem Kirchenchor Kirn-Sulzbach mit dem Gesangverein Fischbach unter Leitung von Rolf Gauger und dem Kinderchor Bärenbach, der die Predigt mit folgendem Lied zusammenfasste: "Wenn man tut, was Gott gefällt, wird es besser auf der Welt".
Als Begrüßung wählte die Vorsitzende des Fischbacher Presbyteriums, Anneliese Köhler, ein Gedicht aus einem mehr als 100 Jahre alten Buch ihres Großvaters über den Himmel.
Superintendent Schäfer nutzte die Gelegenheit auch zum Rückblick: Die landeskirchlich angeordneten Zusammenlegungen hätten in dieser Phase der Neuorientierung so manches erschwert. "Doch angesichts des aktuellen Wochenspruches vom pflügenden Menschen, der um der geraden Furchen willen besser nicht zurückschaut, sollen hier keine alten Kamellen aufgewärmt werden." Es gehe um die Gestaltung der Zukunft.
Mehr als 2000 Gemeindeglieder
Carsten Heß, der seinen Dienstsitz in Fischbach hat und in Göttschied wohnt, ist in sechs Pfarrbezirken unterwegs, wenn er die mehr als 2000 Gemeindeglieder betreut: Fischbach und Hintertiefenbach, Kirn-Sulzbach, Georg-Weierbach, Schmidthachenbach und Bärenbach. In Anspielung darauf überreichte der Brückener Pfarrer Ulrich Hammer, selber in so vielen Dörfern engagiert, dem neuen Pfarrer im Namen der dortigen Presbyterien einen Lego-Hubschrauber mit der Aufschrift "Pfarrer im Dienst".
Der 46-jährige Theologe, der noch im letzten Jahrtausend, wie er schmunzelnd sagt, seinen kirchlichen Dienst begonnen hat, sprach auch von den Einsparungen und vielfältigen Fusionen, die heute zum Kirchenalltag zählen: "Damals kannte man im Pfarramt noch fast jeden seiner Gemeindeglieder persönlich, wusste, wer wann im Krankenhaus ist und konnte besuchend Anteil nehmen. Heute ist solches Präsent-Sein nahezu unmöglich." Heß spitzte zu: "Es ist eigentlich paradox: Die Kirche will Menschen neu gewinnen, schreckt sie aber durch die ständigen Rationalisierungsmaßnahmen eher ab. Hier kann nur das Ehrenamt weiter helfen, das wir dringend stärken müssen." Den vielfältigen Anforderungen blickt der neue Pfarrer dennoch nüchtern entgegen: "Die Zusammenlegungen von Gemeinden und Bezirken haben wir ja nicht als Trostpreis im Lotto gewonnen, sondern sie sind uns zentral angeordnet worden von Menschen, die um eine realisierbare Gestalt der Kirche bemüht sind. Ich bin dankbar für sehr viel konstruktives Mitdenken und -handeln vor allem aus der Mitte der Gemeinden - zu Gunsten dieser nicht leichten Gestaltungsaufgabe. Es ist ermutigend zu sehen, wie viele Menschen in diesen Zeiten deutlich näher an die Kirche heranrücken und sagen: Jetzt erst recht!
Mit welchen Schwerpunkten diese große Pfarrstelle gestaltet werde, das könne sich aber nur im Dialog mit Gemeindegliedern, Presbyterien und im Gespräch mit Vertretern der Kirchenleitung entwickeln.
Direkt und ungeschminkt
Seit Anfang 2012 arbeitet der aus dem Ruhrgebiet stammende Vater dreier Kinder, langjähriger Nebenberufs-Journalist und Hobby-Musiker, bereits vertretungsweise und zusätzlich zu seinen Aufgaben als kreiskirchlicher Öffentlichkeitsreferent in dieser Stelle, deren beide Hälften zuvor von zwei Pfarrern betreut wurden. Seinen Dienst als Synodalbeauftragter für Öffentlichkeitsarbeit wird Pfarrer Heß weiterhin wahrnehmen, allerdings in reduziertem Umfang. "Als im Ruhrgebiet Aufgewachsener, wo man geraderaus direkt und ungeschminkt ist, muss man hier in dieser Gegend manchmal sehr aufpassen, dass man den richtigen Ton trifft", so Heß, aber er habe auch hier schon Menschen kennengelernt, die von der Kirche genau das erwarteten: Klartext reden, Menschen in Krisen unkompliziert zur Seite stehen, Verwaltung vereinfachen, nützliche diakonische Maßnahmen umsetzen.
Den Erlös des Nachmittages - anstelle von persönlichen Geschenken - hatte Carsten Heß nach Informationsgesprächen mit Landkreis und Diakonischem Werk für den Arbeitszweig "Ambulante Hilfen zur Erziehung zu Gunsten schicksalsbetroffener Familien" des Diakonischen Werkes im Evangelischen Kirchenkreis Obere Nahe erbeten. red