Sensweiler - Da drohte der von der Verbandsgemeindeverwaltung Herrstein in monatelanger, mühevoller Kleinstarbeit vorbereitete Solidarpakt "Erneuerbare Energien" plötzlich doch noch zu scheitern: Als es im Bürgerhaus in Sensweiler nun darum ging, das Vertragswerk zu unterzeichnen, verblüffte VG-Bürgermeister Uwe Weber die Ratsmitglieder und anwesenden Ortsbürgermeister mit der Nachricht, dass sich nicht alle 34 Ortsgemeinden an diesem Pakt beteiligen wollen: Sien werde nicht unterschreiben. Nicht nur Wolfgang Wannemacher (Wählergruppe Wannemacher) aus Kempfeld vernahm dies, wie er sagte, "mit großem Erstaunen".
Weber nutzte die allgemeine, wenn auch nur kurze Schockstarre, um zu betonen, dass mit der ausscherenden Ortsgemeinde nachverhandelt werden soll. Sien wolle durchaus einen Solidarbeitrag leisten, allerdings nicht so, wie es in dem Vertrag vorgesehen ist. "Dennoch sollten wir die Tür nach Sien jetzt nicht zuschließen", mahnte der VG-Bürgermeister.
Die größtenteils verdutzten Ratsmitglieder fanden schnell ihre Stimme wieder. Dabei sprach Knut Wichter (SPD) aus Dickesbach vielen aus der Seele: "Wir haben zugestimmt, weil wir nicht außen vor bleiben wollten. Wenn ich jetzt höre, dass sich eine Gemeinde abkapselt, kann ich das meinem Rat nicht verkaufen."
Auch Reiner Mildenberger (SPD) aus Mackenrodt fürchtete "Probleme mit dem Ortsgemeinderat". Sien mache, was es wolle, "da habe ich kein gutes Gefühl". Kirsten Beetz (CDU) sprach von einer "Rolle rückwärts". Die Ortsbürgermeisterin von Oberhosenbach findet es "schade, dass Sien sich ausschließt". Sie gibt allerdings der Landesregierung die Schuld an einer solchen Entwicklung. Das Land habe es verpasst, hier die notwendigen Weichen zu stellen. "Wir sollten trotzdem unterschreiben und in die Gänge kommen", rief sie ihren Ratskollegen zu. Und um dies zu untermauern: "Wir lassen uns doch von Sien nicht auf der Nase herumtanzen."
Zustimmung erhielt sie von ihrem Parteikollegen Alfred Reicherts aus Langweiler: "Ich habe mir das reiflich überlegt. Wir sollten das jetzt nicht blockieren." Michael Hippeli (SPD) aus Fischbach hatte dennoch Bedenken. "Wie lange sollen wir denn die Tür noch offen lassen?", fragte er. "Zehn Jahre, bis Sien seinen Haushalt saniert hat?"
Eine Antwort darauf konnte Klaus Eberhard Schmidt (CDU) aus Sensweiler nicht geben. Doch er appellierte an das Ratsrund, "gegenüber Sien ein Zeichen zu setzen und zu unterzeichnen". Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Man braucht uns in Sien ja auch noch irgendwann einmal..."
Das war das Stichwort für Siegfried Burmann aus Allenbach. "Wir haben ja eine eigene Wasserversorgung, an der Sien auch angeschlossen ist", ließ er die Mandatsträger wissen, um vielsagend nachzulegen: "Mehr möchte ich hier jetzt nicht sagen." Kerstin Retzler-Schupp (SPD) aus Fischbach schließlich bekräftigte, dass sie den Solidarpakt als das höhere Gut ansehe. "Wir sollten ihn nicht fallen lassen, nur weil einer ausschert." Gleichwohl müsse in der nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses über Konsequenzen nachgedacht werden.
Dem konnte sich die Ratsrunde wohl anschließen, sodass Bürgermeister Weber erleichtert war, dass - bis auf Sien - dann doch noch alle Ortsbürgermeister ihren "Wilhelm" unter den Pakt setzten.
Von unserem Redakteur Andreas Nitsch