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Bahnchaos: Pendler von der Nahe sind Kummer gewohnt

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Denn betroffen sind praktisch alle Pendler auf der Nahetalstrecke von den Zugausfällen und Verspätungen - auch diejenigen, die in Bad Kreuznach einsteigen oder - so wie Ellen Schmitt - nach der Arbeit von Oberstein aus nach Hause ins Saarland fahren. "Momentan ist es besonders schlimm", klagt die Bahn-Pendlerin aus St. Wendel und berichtet über Verspätungen von bis zu 70 Minuten seit Beginn des Personalengpasses bei den Fahrdienstleitern in Mainz.

Zum Schulbeginn verspricht die Bahn nun Besserung. Von Montag an soll das Stellwerk am Mainzer Hauptbahnhof wieder 85 statt zeitweise nur 60 Prozent des üblichen Zugverkehrs bewältigen. Noch aber wirkt sich das Bahnchaos mit den unzähligen Zugausfällen bis weit ins Nahetal aus.

Ihrem Ärger machen Berufspendler aus dem Kreis Birkenfeld auch auf der Facebook-Seite der Nahe-Zeitung Luft. "Seit drei Wochen habe ich jeden Tag 30 bis 120 Minuten Verspätung. Es ist reine Glücksache, ob der Zug mittags überhaupt kommt. Zum Glück komm ich morgens pünktlich, mein Arbeitgeber wäre sonst wohl nicht begeistert", schreibt dort zum Beispiel Janine Hammen, die täglich von Idar-Oberstein nach Mainz pendelt. Ähnliches berichtet auch Tanja Grimm aus Fohren-Linden, die sich außerdem über Platzmangel sowie defekte Türen und Toiletten aufregt.

Überraschend gelassen geht dagegen Florian Beier mit der Situation um, der als Hörgeräteakustiker in Frankfurt arbeitet und ebenfalls täglich vom Bahnhof Oberstein aus mit dem Zug in seine Firma fährt. Zwar ist auch er durch die aktuelle Situation betroffen, und kommt aufgrund von Zugausfällen häufig erst nach 20 Uhr wieder in Oberstein an, aber im dritten Jahr als Bahn-Pendler ist er "eine Menge Kummer gewohnt", sagt er.

Aktuell würden viele Züge der Regional-Express-Linie 3 von Frankfurt nach Saarbrücken erst in Mainz oder am Frankfurter Flughafen eingesetzt, berichtet der 27-Jährige auf Nachfrage. "Durchgesagt wird das aber erst kurz vorher. Deshalb nehme ich meistens schon vorsorglich die Regionalbahn." Ein pünktlicher Feiertagsbeginn hat für den Obersteiner aber auch unabhängig von der aktuellen Stellwerk-Krise absoluten Seltenheitswert: "Abends gibt es seit Monaten kein pünktliches Ankommen - und wenn es nur fünf Minuten Verspätung sind."

Neben den dauernden Verspätungen gehören auch Mängel beim Komfort zum Alltag der Pendler und lassen den Preis von 2700 Euro, den Beier für eine Jahreskarte zahlt, unangemessen hoch erscheinen. Dass generell im Winter die Heizung und im Sommer die Klimaanlage streikt, ist laut seiner Schilderung mehr als nur ein Klischee: "Während der vergangenen Hitzewelle ist die Klimaanlage dreimal pro Woche ausgefallen. Dann schwitzt man die Klamotten durch, ohne sich zu bewegen."

Dabei fährt Florian Beier eigentlich gern Bahn und könnte einen recht entspannten Arbeitsweg haben. "Zum Bahnhof in Oberstein gehe ich zu Fuß, und in Frankfurt sind es nur zwei Stationen mit der U-Bahn." Aufgrund der dauernden Probleme sei das Missmanagement der Bahn aber Thema Nummer eins unter den Obersteiner Pendlern, die sich inzwischen untereinander kennen und eine Menge Galgenhumor entwickelt haben.

Von unserem Reporter Michael Fenstermacher


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