Baumholder - Fast genau ein Jahr nach dem Abriss des früheren Hotels Goldener Engel am Place de Warcq fand am Donnerstag der erste Spatenstich für das ambitionierte städtische Projekt Goldener Engel statt. Bürgermeister Peter Lang erinnerte an die lange Zeit der Überlegungen und Planungen: Die ersten Gespräche, wie mit dem heruntergekommenen, aber dennoch ortsbildprägenden und für die Stadt beinahe legendären Gebäude verfahren werden solle, fanden 2005/2006 statt.
Noch an seinen Vorgänger Volkmar Pees seien Fragen aus der Bürgerschaft herangetragen worden, was mit dem Goldenen Engel geschehen solle. Ein Planungsbüro wurde beauftragt. Überlegungen, dort eine Brauerei einzurichten, ein Westrich-Museum, einen Tanzsaal mit Bühne, Bibliothek und Auswanderermuseum wurden angestellt und wieder verworfen, nannte Lang nur einige der damals geäußerten Vorstellungen.
2007 wurde das Haus von der Privatbrauerei Emrich aus Kusel erworben. Seinerzeit wurde ein Kostenrahmen von 2,6 Millionen Euro festgelegt. Nach dem Architektenwettbewerb, bei dem der Entwurf von Marcus Hille als Sieger hervorging, nach Zeiten der Planung und Überlegung war bei der 2011 erfolgten Kostenermittlung klar, dass diese Summe nicht haltbar sein würde. Nach Umplanungen und Einsparungen wurden die Kosten auf 3,5 Millionen Euro festgelegt, im September 2011 beschloss der Stadtrat, das Projekt zu verwirklichen. Drei Funktionen soll der Goldene Engel künftig haben: Sitz der erweiterten Stadtbücherei mit Veranstaltungsraum, Sitz der Touristinformation und als Regionalmuseum, in dem vor allem der Einfluss des Militärs auf die Region dargestellt wird.
Der Goldene Engel sei ein Baustein im Regionalerbekonzept für die VG Baumholder, in dem insgesamt vier Teilprojekte gefördert wurden und werden. Der Fünf-Kirchen-Wanderweg, der Nahekopf bei Frauenberg, die Behindertentoilette am Stadtweiher Baumholder und der Goldene Engel, erläuterte die Vizepräsidentin der SGD Nord Begoña Hermann. "Die Entscheidung, dieses Gebäude vor dem Verfall zu retten, war goldrichtig", betonte die Vizepräsidentin, als sie den Bewilligungsbescheid über 600 000 Euro überreichte.
Sehr kompliziert und schwierig sei die Aufgabenstellung gewesen, erinnert Architekt Hille. Größte Herausforderungen neben den Kosten war der Pilzbefall, der schließlich dazu führte, dass das gesamte Gebäude bis auf den Gewölbekeller abgerissen werden musste. "Wir sind froh, dass wir heute hier stehen und es jetzt endlich losgeht", so Hille. Fertig soll der Bau Anfang 2015 sein.
Ingrid Schwerdtner, die mit der Architektin Jeannette Böhm vom Hilleschen Büro und dem Museumsexperten Dr. Ulrich Schmidt die Konzeption und Einrichtung erarbeitet, erläuterte die geplante Aufteilung. Das Regionalmuseum wird in den beiden oberen Stockwerken eingerichtet werden. Im ersten Raum wird die Geschichte der Region bis nach dem Ersten Weltkrieg dargestellt, im zweiten Raum die Entstehung des Truppenübungsplatzes und seine Funktion während des Zweiten Weltkriegs sowie die Aussiedlung der sich auf dem Gelände befindlichen Dörfer, das Kriegsende und der Neuanfang unter französischer Besatzung.
Die Exposition im gesamten Dachgeschoss wird dem eigentlichen Schwerpunkt gewidmet sein, dem Einfluss der US-Armee auf die Stadt, die Region und ihre Bewohner sowie das Zusammenleben mit den US-Amerikanern. Die Amerikanisierung des täglichen Lebens sei über die kleine, ländlich geprägte Stadt hereingebrochen wie eine Naturgewalt "Wir sind in Baumholder der Meinung, dass es wichtig ist, diese Geschichte der Region mit allen positiven und negativen Begleiterscheinungen, auch stellvertretend für andere US-Garnisonsstädte, zu beleuchten." Denkbar wäre perspektivisch, so Schwerdtner, ein Zentrum für die Aufarbeitung und Forschung der Amerikanisierung des Lebens einzurichten. An eine Konkurrenz zu dem Archiv in Ramstein ist nicht gedacht, vielmehr an eine Vernetzung beider Einrichtungen.
Von unserer Redakteurin Gabi Vogt