Die Liste basiert auf der Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido), das die Qualität von 443 Kliniken verglichen hat. Ein Jahr lang verfolgte es, wie es 100 000 Patienten nach dem Eingriff erging. Dabei wurden nur diejenigen Herzkathetereingriffe über einen Zeitraum von zwei Jahren (2008 bis 2010) bewertet, bei denen verengte Herzkranzgefäße mittels eines Ballonkatheters wieder erweitert und durchgängig gemacht wurden. Meist wird dabei ein Stent (Gefäßstütze) implantiert. Im Fachjargon nennt man diese Methode PCI (perkutane koronare Intervention). Betrachtet wurden also nur geplante Eingriffe und keine Notfalleingriffe bei Patienten mit akutem Herzinfarkt.
Im genannten Zeitraum wurden am Klinikum Idar-Oberstein 140 PCI an AOK-Versicherten durchgeführt. Für die Studie wurden die Patienten nach Komplikationen befragt. Vier Kriterien wurden bewertet: Überdurchschnittliche Qualität hat das Krankenhaus, wenn es um erneute Kathetereingriffe nach 91 bis 365 Tagen nach der Entlassung aus der Klinik geht und die Komplikationsrate (Blutungen oder Thrombosen) 30 Tage nach dem Eingriff. Durchschnittlich schneidet sie ab bei der Sterblichkeit nach 30 Tagen und der Bypass-OP 31 bis 365 Tage nach der Entlassung.
"Ein phänomenales Ergebnis", freut sich Chefarzt der kardiologischen Klinik und stellvertretender ärztlicher Direktor, Prof. Dr. Hermann Hubert Klein. "In ganz Deutschland sind nach den Qualitätskriterien der AOK nur drei von 443 Kliniken besser als wir. In Rheinland Pfalz stehen wir an erster Stelle. Das ist ein Ritterschlag für unsere Arbeit."
Das Ergebnis der Studie kommt insofern passend, als der Chefarzt im kommenden Jahr beabsichtigt, in den Ruhestand zu gehen. "Am Ende einer Berufslaufbahn freut man sich über so ein Ergebnis besonders." Ein Blick in die Studie, die unter www.aok-gesundheitsnavi.de nachgelesen werden kann, zeigt, dass benachbarte, viel größere Kliniken in der AOK-Untersuchung weit schlechter abschneiden: Die Uni-Klinik Homburg unterdurchschnittlich, die Uni-Klinik Mainz durchschnittlich, obwohl diese beiden in der Bestenliste der Zeitschrift Focus empfohlen werden. "Daran sieht man, wie schwierig es ist, Qualität zu erfassen, und dass nicht unbedingt immer die großen Kliniken in der Patientenversorgung besser sind als die kleinen", sagt Klein.
Der Herzspezialist ist übrigens für Rheinland-Pfalz stellvertretender Vorsitzender der vom Bund initiierten Qualitätssicherung für Kardiologie. Die Untersuchungen in diesem Rahmen seien so umfangreich, dass sie kaum noch gelesen und verstanden werden können. "Da wird unglaublich viel Zeit und Personal investiert, das fehlt dann bei der direkten Patientenversorgung." In welchem Ausmaß die gesetzliche Qualitätssicherung die Versorgung der Patienten verbessert hat, ist dem Kardiologen nicht bekannt. "Aus meiner Sicht ist das Entscheidende für die Qualität, dass ein behandelnder Arzt sich seiner Verantwortung für das Wohlergehen eines Patienten bewusst ist, unabhängig davon, ob die ergriffenen Maßnahmen qualitätsgesichert werden oder nicht. Nur die Einstellung zur Qualität und nicht das Füttern einer unersättlichen EDV mit mehr oder weniger wichtigen Parametern kommt dem Patienten zu Gute.
Von unserer Redakteurin Gabi Vogt