Idar-Oberstein - Der Arbeitstitel ist clever gewählt und macht neugierig: "Idar-Oberstein bietet mehr…" Und vor allem: Die Stadt könnte noch viel mehr bieten. Das Potenzial ist da. Davon ist zumindest die KiMo-Gruppe des Heinzenwies-Gymnasiums - elf motivierte und kreative Schüler, die von den Lehrern Susanne Schwab und Carsten Thiel mit großem Engagement betreut werden - überzeugt. Ob die Jugendlichen auch andere überzeugen können? Warten wir es ab, die Voraussetzungen sind bestens: Sie laden für Mittwoch, 19. Juni, 19.30 Uhr, zum Präsentationsabend im Gymnasium ein. Das Projekt wird vorgestellt, präsentiert werden die Ergebnisse des von den Schülern konzeptionierten "Erlebniswegs Fußgängerzone Oberstein" für ein aktiveres Stadtzentrum.
Schlechte Beschilderung, ausgetretene Treppenstufen, wenig freundliches Personal, nicht zeitgemäße Präsentation, ausverkaufte Postkarten, dreckige Mülleimer: Idar-Obersteins Aushängeschild, die berühmte Felsenkirche, sollte besser vermarktet werden. Die Selbstversuche der Kids, die zweimal den Anstieg zur Kirche auf sich nahmen, sprechen eine deutliche Sprache. Auch hierüber wird an diesem Abend vor hoffentlich großem Publikum, auch Vertreter der Stadt wurden eingeladen, zu reden sein. Feierlich überreicht wird zudem das "Schmuckstück" des Projekts, das im Rahmen der Begabtenförderung für die Mittelstufe erarbeitet wurde: die mit großem Aufwand schick und originell gestaltete Wendezeitschrift "Hunsrückentdecker". Die Broschüre richtet sich altersgerecht an Kinder. Dreht man sie um, finden Erwachsene reichlich Information und Unterhaltsames: eine Top-Idee, die mit viel Grips und in mühevoller Kleinarbeit umgesetzt wurde. Geologisches, ein Kreuzworträtsel rund um die Stadt, Infos zur Felsenkirche, Rezepte aus der Hunsrücker Küche, lohnenswerte Ziele zu Geologie und Edelsteinkunde: Damit werden die Großen gefüttert. Die Kleinen können sich mit einem Felsenkirchensuchbild, Idar-Oberstein im Gitterrätsel und mit Mal-Aktionen beschäftigen. Auch geologische Hintergründe werden kindgerecht präsentiert, und kleine Forscher erhalten eine Anleitung, wie man Kristalle selbst züchten kann. Annika Fickert hat eine eigene Vorlese-Geschichte geschrieben, die sicher gut bei jungen Lesern ankommt. Die werbefreie Zeitschrift - da dankt das Team den Sponsoren - wird aktuell gedruckt und soll in naher Zukunft in Museen, in der Tourist-Information, bei städtischen Veranstaltungen und in diversen anderen Einrichtungen zum Mitnehmen bereit liegen. Auch Einheimische dürfen zugreifen.
Da sollte die Idar-Obersteiner Stadtspitze am Mittwoch gut zuhören und am Ball belieben: Zudem hat die Arbeitsgruppe Ansätze eines Gesamtkonzeptes zum Themenkomplex "Aktives Stadtzentrum" erarbeitet, die eine Alternative oder Ergänzung zur aktuell projektierten Planung der Stadt darstellen könnten; ein derartiges Gesamtkonzept existiert nämlich bislang nicht.
Susanne Schwab erläutert: "So versuchen wir, die Wiederbelegung der Fußgängerzone nicht ausschließlich über den Bereich Gewerbedienstleistungen zu entwickeln, sondern streben eine Mischung aus den Bereichen Wohnen, Information/Erlebnis und punktuellen Einkaufsmöglichkeiten an." Regionaltypisch gestaltet werden sollten Plätze unter dem Motto "Idar-Oberstein - Fenster zu Hunsrück und Nahetal" (Steine und Menschen erzählen).
Um dem Projekt eine gewisse Nachhaltigkeit zu verleihen, richtet das Team eine mobile Kinderbibliothek mit rund 20 Büchern rund um die Edelsteine ein. Sie kann dann interessierten Schulen für einen gewissen Zeitraum zur Verfügung gestellt werden. Susanne Schwab und Carsten Thiel sind sich einig: "In der ganzen Geschichte steckt eine Menge Arbeit. Es wäre schade, wenn unsere Ideen einfach so in einer Schublade landen würden." Klar ist den Schülern und Lehrern aber auch: Der Stadt Idar-Oberstein fehlen die finanziellen Möglichkeiten, kostenintensive Projekte umzusetzen.
Von unserer Redakteurin Vera Müller