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Bisher keine Probleme mit den Problemkindern

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Fischbach - "Leute ohne Rückgrat ham wir schon zu viel …" Dass die Idar-Obersteiner Sängerin Sonja Gottlieb das sozialkritische Lied "Sind so kleine Hände" der DDR-Liedermacherin Bettina Wegner wählte, hätte kaum besser passen können zur Einweihung der Außenwohngruppe der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe (KJF) Kreuznacher Diakonie. Problemkinder werden dort aufgenommen und geführt, bis sie eines Tages zurückgehen ins Leben - in den meisten Fällen mit gestärktem Selbstbewusstsein und mit, um mit Bettina Wegners zu sprechen, einem festeren Rückgrat.

Am Freitag wurde die Außenwohngruppe am Ortsrand von Fischbach eingeweiht: eine kleine Feier im Hof, mit Mitarbeitern, KFJ-Geschäftsführern, den beiden Vorständen der Stiftung Kreuznacher Diakonie, Pfarrer Wolfgang Baumann und Dr. Frank Rippel, Ortsbürgermeister Michael Hippeli, mit Borschtsch-Suppe und Reden. Und auch einigen Nachbarn. Die hatten Zeit, sich an ihre neuen Anwohner zu gewöhnen: Im August 2012 wurde das Haus bezogen, man grillte zusammen, ein Straßenfest wurde gefeiert, man half beim Einzug. Oder war schon beim Bau aktiv, im Auftrag der Kreuznacher Diakonie - die Schreinerei von Manfred Köster war eine der am Umbau beteiligten Firmen. Der frühere Obermeister der Schreinerinnung kam mit einem Arm voller Süßigkeiten und versicherte: "Es gab nie Probleme, wir kommen gut miteinander aus." Ähnlich sah es Bürgermeister Hippeli. "Es war die richtige Entscheidung, dass wir uns nicht widersetzt haben. Die Kinder sind höflich, freundlich, sie grüßen immer."

Problemkinder in einer Wohngegend unterzubringen, ist nicht immer leicht - in Fischbach hat es geklappt: In der Außenwohngruppe leben derzeit elf Kinder im Alter von fünf bis 16 Jahren. Die Einrichtung gehört zum Kinder- und Jugendheim Niederwörresbach. Für KFJ-Geschäftsführer Rudolf Weber ist die Betreuung von Problemkindern nicht nur eine gesetzliche und moralische Verpflichtung, sie hat auch wirtschaftliche Vorteile, rechnete er vor: In 75 bis 80 Prozent aller Fälle arbeite die Kinder- und Jugendhilfe erfolgreich und trage dazu bei, dass aus den Kindern selbstbewusste, beziehungsfähige und arbeitende Steuerzahler werden.

"Die erheblichen Kosten der Kinder- und Jugendhilfe rechnen sich." Das müssten die Politiker erkennen und bei Sparbeschlüssen nicht aus den Augen verlieren. "Traditionell findet sich nämlich immer der eine oder andere, der sich als Sparkommissar profilieren will."

Die Leiterin der KFJ Niederwörresbach, Diplom-Pädagogin Sonja Orantek, stellte die vielfältigen Angebote der Einrichtungen unter dem Niederwörresbacher Dach vor. Anneliese Burd vom Kreisjugendamt wies auf die enge Zusammenarbeit der Kreisverwaltung mit dem Kinderheim hin. Gruppenleiter Martin Wild sieht in der Arbeit mit schwierigen Kindern und Jugendlichen auch eine dankbare Aufgabe. Die sei mitunter zwar sehr stressig, aber wenn dann eine der betroffenen Mütter zu ihm sagt: "Ich weiß, das ich mein Kind durch mein Fehlverhalten auf einen schlechten Weg gebracht habe und bin Ihnen dankbar, dass sie es in die richtige Spur geführt haben." Dann wisse er, sagt Wild, dass er den richtigen Job habe.

Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Dahmer


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