Baumholder - Ein einzigartiges Angebot, das der Besonderheit Baumholders geschuldet war, wird eingestellt: Seit den 1950er-Jahren bietet das Diakonische Werk "Beratung für Frauen mit Verbindungen zu US-Militärangehörigen" an. Das Angebot läuft aus finanziellen Gründen jetzt aus.
Frauen, die mit US-Soldaten zusammen sind, stehen besonders im Falle einer Trennung bedingt durch das Nato-Truppenstatut vor sehr speziellen rechtlichen Fragen. Bei Erziehungs- und Sozialfragen erhielten sie bis dato in Baumholder Hilfe in schwierigen Lebenssituationen, spezifische Informationen und individuelle Hilfestellungen mit langfristiger pädagogischer Begleitung.
Die Beratung des Diakonischen Werkes war staatlich gefördert durch das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung. Nach der Umstellung der Landesrichtlinien zur Förderung von sozialen Beratungsstellen, die vorsieht, dass der Landkreis sich in gleicher Höhe beteiligt wie das Land, muss nach einer Phase von etwa vier Jahren, in denen es immer noch gelungen war, Sonderregelungen zu finden, das Angebot auslaufen, weil der Kreis dafür nicht mehr zahlt.
"Wir können die Fachberatung nicht mehr leisten ohne die Hilfe des Kreises", sagt Sabine Woike auf Nachfrage unserer Zeitung. Dabei gehe es nicht um große Summen. Der Kreis müsste die Finanzierung einer Viertelstelle übernehmen, so die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks. Das Beratungsangebot werde weitergeführt, nur anders, versichert Landrat Dr. Matthias Schneider. "Im Hinblick auf die rückläufige Zahl der Stationierungsstreitkräfte haben wir uns entschieden, dafür keine Stelle anteilig zu finanzieren., sondern die Aufgabe an das Kreisjugendamt zu übertragen."
Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Obere Nahe bedauert das, denn trotz der Reduzierung von US-Soldaten bestehe weiterhin Bedarf. Denn Baumholder sei nach wie vor Anziehungspunkt für Frauen, die den "American Way of Life" suchen, die etwa nach einer Trennung aus den Staaten zurück nach Deutschland kommen. "Alle zuständigen Ämter wurden informiert, dass wir die Beratung auslaufen lassen", sagt Sabine Woike. Derzeit befinde man sich in einer Umstellungsphase, die zuständige Fachberaterin ist schon in einem anderen Bereich des Diakonischen Werks tätig.
Erhalten bleiben in Baumholder eine Sprechstunde, die jeden Donnerstag von 14 bis 16 im evangelischen Pfarrhaus stattfindet, und der Babytreff, den das Diakonische Werk über das Angebot des kirchlichen Dienstes finanziert.
Zwar waren in zurückliegenden Jahren die Beratungen von Frauen in Beziehung mit US-Soldaten rückläufig (2012 noch 14), parallel dazu wurde die Hilfe für Alleinerziehende ausgebaut. Dieser Bereich wird durch die Kürzung stärker betroffen. Gerade der Bedarf bei Alleinerziehenden sei mehr und mehr angestiegen.
In der derzeitigen Umstellungsphase läuft ein neues Angebot im Bereich "Kita-Plus" in Baumholder an, das vom Land finanziert wird und das ein eng an die Kindertagesstätte angedocktes niederschwelliges offenes Angebot für Eltern vorhält, wo auch Probleme angesprochen werden können. "Wir haben angefangen, das in Baumholder aufzubauen", sagt Sabine Woike. Damit könne die entstandene Lücke aber nicht vollständig geschlossen werden, denn das Diakonische Werk erreiche durch das sozialarbeiterisch begleitete Elterncafé der Kita-Plus im evangelischen Kindergarten nur Mütter mit kleinen Kindern.
Von unserer Redakteurin Gabi Vogt