Idar-Oberstein - Als Standort für Schmuckherstellung und Edelsteinbearbeitung hat Idar-Oberstein schon lange nicht mehr den Rang, den es bis in die 1960er-Jahre und vielfach auch noch darüber hinaus einnahm. Dennoch gibt es eine ganze Reihe von Betrieben, die ihre Stellung nicht nur halten, sondern sogar ausbauen konnten.
Von unserem Reporter Jörg Staiber
Voraussetzung dafür war fast immer, dass man die richtige Balance zwischen Tradition und Modernisierung fand, Trends früh genug erkannte und auf sie einging. Ein gutes Beispiel ist die Idarer Firma Horbach, die jetzt aus ihrem alten Domizil in der früheren Lederfabrik Zerfass in die Hauptstraße 139a ausgezogen ist und dabei nicht nur ihre Nutzfläche von 700 auf 1200 Quadratmeter fast verdoppelt hat, sondern mit sechs neuen Mitarbeitern inzwischen auch rund 20 Kräfte beschäftigt.
"Als klar war, dass wir zur Erweiterung, aber auch wegen des Zustands der alten Fabrikgebäude neue Räumlichkeiten benötigen, war unser erster Gedanke, auf der grünen Wiese neu zu bauen", erklärt Geschäftsführer Klaus Müller im Gespräch mit unserer Zeitung. "Aber dann haben wir uns ganz bewusst dafür entschieden, in Idar zu bleiben und nach einer entsprechenden Bestandsimmobilie gesucht." Man fand ein schon rund zwei Jahrzehnte leer stehendes früheres Fabrikgebäude aus Gründerzeit direkt am Idarbach, in dem früher ein Hersteller von Diamantwerkzeugen ansässig war. "Wir haben das Gebäude komplett entkernt und dann unseren Bedürfnissen und heutigen Bauvorschriften entsprechend gestaltet", berichtet Müller. "Das ist nicht nur ein klares Bekenntnis zu unserer Firmengeschichte und zur Innenstadt, sondern wir sind auch sicher, dass sich unsere Mitarbeiter und Kunden hier sehr viel wohler fühlen als in einer seelenlosen Halle in einem Gewerbegebiet."
Gegründet wurde die Firma Horbach 1924 als Einmannbetrieb: Firmengründer Friedrich Horbach klapperte auf seinem Fahrrad die Schleifen entlang des Idarbaches ab und verkaufte den Schleifern vom Kitt bis zu Scheiben alles, was die für ihr tägliches Handwerk brauchten. "Als wir die Firma 1980 kauften, war sie ein Tante-Emma-Laden, aber sie hatte einen guten Ruf und war in der Branche ein Begriff", berichtet der Seniorchef. "Wir haben dann mit drei Leuten angefangen." Der gelernte Goldschmied hatte schon immer einen Draht zur Technik und spezialisierte sich - neben dem Verkaufsgeschäft - auf anspruchsvolle Spritzgussverfahren, wobei er auch stets über den Tellerrand des eigenen Gewerbes hinausblickte. "Ich habe vor allem die Entwicklungen in der Dentaltechnik genau beobachtet", erklärt er. "Dort werden ganz ähnliche Ansprüche an Produkt und Präzision gestellt, aber der Markt ist sehr viel größer und deshalb werden dort auch eher neue Technologien eingesetzt."
Mit der Entwicklung von CAD, 3 D-Druck, elektronischen Frässystemen bis zum Scannen von Formen, den Einsatz von Lasertechnik oder Vakuum-Wachsinjektionen in der Gießtechnik adaptierte die Firma Horbach zahlreiche Verfahren, die zunächst gar nicht für die Schmuckbranche entwickelt wurden. Vor allem der 42-jährige Juniorchef Christian Müller, eigentlich gelernter Kaufmann, spezialisierte sich auf die neuen Technologien. Durch das exklusive Vertriebsrecht für einige amerikanische Spitzenmarken im deutschsprachigen Raum konnte man sich eine sichere Nischenstellung aufbauen. "Unser oberstes Ziel ist die Zufriedenheit des Kunden", unterstreicht der Seniorchef. "Dazu gehört vor allem, dass wir die die Geräte und das Zubehör nicht nur verkaufen, sondern auch umfassend beraten und schulen. Und alle Maschinen, die man bei uns kauft - aber nicht nur die - kann man auch bei uns reparieren lassen."