Bundenbach - Ortsbürgermeister Michael Brzoska spricht für sein Dorf: "Wir sind alle geschockt. Das muss man erst einmal verarbeiten." Erschüttert sind die Bundenbacher vom Tod einer 66-Jährigen, die offenbar an den Folgen eines verheerenden Hausbrandes im Ort gestorben war und sich ob der Tatsache, dass sie im Rollstuhl saß nicht aus der bedrohlichen Lage befreien konnte.
Von unserer Redakteurin Vera Müller
Die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach hat zur Klärung der Todesumstände die Obduktion der Hausbewohnerin beantragt.
Die Ermittlungen zur Brandursache wurden am Dienstag von der Kriminalinspektion Idar-Oberstein fortgesetzt. Es gibt bislang keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. Ersten Erkenntnissen nach dürfte die Brandausbruchstelle im Bereich der Küche im Erdgeschoss liegen. Von hier aus breitete sich das Feuer rasch aus, sodass das Haus völlig ausbrannte. Der entstandene Sachschaden wird auf rund 200.000 Euro geschätzt. Auch am Morgen nach der Brandnacht brannte es noch: Möglicherweise muss schweres Gerät eingesetzt werden, damit das Haus auseinandergezogen werden kann, um sämtliche Brandherde einzudämmen.
Eine lange Nacht haben die Feuerwehrangehörigen hinter sich: Zur Brandwache wurden einige Kameraden eingesetzt. Sie wurden vonseiten der Ortsgemeinde mit warmer Suppe, Kaffee und Würstchen bei Kräften gehalten. Brzoska schildert: "Das Haus steht ja in meiner Nachbarschaft. Ich war wie einige andere direkt vor Ort. Da konnte man nicht mehr rein. Die Wehr war schnell da. Aus meiner Sicht wurde das Menschenmögliche getan."
Stolz: Taktik bewusst geändert
Rund vier Stunden nach der Brandmeldung am Nachmittag schlugen etwa sechs Meter hohe Flammen aus dem Dachgeschoss, die Dachziegel explodierten. Im Einsatz waren die Ausrückebereiche 1, 2 und 3 der VG-Feuerwehr Rhaunen sowie die Feuerwehr Sohren-Büchenbeuren mit ihrer Drehleiter. Und da wird von manchen Seiten Kritik laut: Warum hat man nicht die Feuerwehr Kirn hinzugezogen? Die Kirner verfügen über eine längere Drehleiter; die Kameraden hatten sich zur Übung getroffen, waren ohnehin einsatzbereit.
Frank Stolz, Wehrleiter der VG Rhaunen und Berufsfeuerwehrmann, betonte im Gespräch mit der NZ: "Der Brand fraß sich in die Holzdecke, die Hohlräume hatte, darüber befand sich eine Isolierung. Alle Maßnahmen brachten keinen Erfolg. Dann brannte das Gebäude einmal querdurch. Ich musste die Taktik umstellen. Es sah mit Sicherheit blöd aus, dass dann die Wehrangehörigen einfach zuschauten, aber es ging nicht anders." Nie sei der Brand außer Kontrolle geraten: Er habe stets einkalkuliert, was passieren kann. Stolz stellt klar: "Ich stehe zu meinen Entscheidungen. Auch eine andere Drehleiter hätte nichts gebracht. Auch mehr Einsatzkräfte hätten der Sache keinen anderen Verlauf beschert." Er weist darauf hin, dass es am Bundenbacher Sportplatz einen Bereitstellungsraum mit Material und Einsatzkräften gab, die bei Bedarf hätten sofort eingreifen können. Der Wehrleiter der VG Herrstein, Raimund Reichert, der zugleich stellvertretender Kreisfeuerwehrinspekteur ist, kommentiert: "Ich war ab 18 Uhr am Einsatzort. Alle getroffenen Entscheidungen waren richtig, es wurde gute Arbeit geleistet. Da war einfach die Substanz des Hauses schuld."
Dräger: Richtig gehandelt
Georg Dräger war ebenfalls vor Ort und machte sich auch am Dienstag noch einmal selbst ein Bild: "Es ist klar, dass da manche irritiert sind: Die Feuerwehr steht neben einem Brand und löscht nicht. Für Zuschauer und Laien ist das nicht nachvollziehbar. Es ging aber nicht anders. Die Einsatzkräfte mussten sich darum kümmern, dass ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude verhindert wird. Und auch die Baumaterialien sorgten für eine ganz schwierige Situation." Einsatzstärke der Wehr und Ausrüstung seien absolut angemessen gewesen: "Warum hätte man noch weitere Feuerwehrleute dazuholen sollen? Es hätte nichts gebracht. Wehrleiter Stolz hat absolut richtig gehandelt." Einen klaren Kopf und die Ruhe angesichts der Gemengelage vor Ort zu bewahren, sei wahrlich nicht leicht: "Eine Frau, die bei einem Brand stirbt, die erschwerten Bedingungen: Das war alles sehr schwierig."
Auch Wehren aus der VG Herrstein wurden nicht alarmiert. Der Herrsteiner Wehrführer Sascha Moser möchte dazu nichts sagen: "Ich war nicht vor Ort. Ich kann und will das nicht beurteilen. Die Entscheidung liegt bei der Einsatzleitung."
Der Ehemann der bei dem Brand ums Leben gekommenen Seniorin ist selbst schwer erkrankt, befindet sich zurzeit im Klinikum. Dräger kündigte an, dass man die in der Region durch jahrelanges ehrenamtliche Engagement in verschiedenen Bereichen bekannte Familie unterstützen wird und Hilfe anbietet, sofern es erforderlich ist.