Kirn - Die kartellrechtlich verfolgten Preisabsprachen bei fünf deutschen Großbrauereien schlagen auch an der Nahe Wellen. Doch in der Kirner Brauerei betrachtet man die Debatte gelassen. Marketingleiter Friedrich Wilhelm: "Wir können dazu ganz frank und frei sagen: Wir haben uns in keiner Weise beteiligt und haben das auch gar nicht nötig. Wir müssen unsere Preise selbst kalkulieren."
Von unserem Redakteur Armin Seibert
Dass diese in Anbetracht des Aufwands bei der Verarbeitung teils kleinster Mengen etwas höher liegen als bei der Massenware, das liege auf der Hand, sagt Wilhelm. Die Kirner Brauerei setze weiterhin vor allem auf den regionalen Markt. Und da seien die Gerste und das Malz mitunter etwas teurer, als wenn man sie irgendwo auf dem Weltmarkt zum günstigsten Preis einkauft.
Wilhelm betont: "Wir haben ein klares Bekenntnis zur Region." Für die gefragten Spezialitäten Kirner Landbier hell und dunkel werden beispielsweise kleine Chargen Malz gesondert verarbeitet. Das schreibt das Pflichtenheft der Regionalmarke SooNahe vor, der sich die Kirner verschrieben haben.
Auch für das gefragte Weizenradler alkoholfrei werden Zutaten verwendet, die eben etwas teurer sind: Original Schwollener Zitronenlimonade und kein beliebiger chemischer Grundstoff. Bei Ausbau und Lagerung von Kirner Bier ist der Aufwand teils höher als bei den sogenannten Fernsehbieren. Wilhelm: "Wir lagern unser Bier im Keller zwölf Wochen lang bei null bis zwei Grad Celsius. Das ist ein erheblicher Energiemehraufwand. Wilhelm weiß, dass der Endverbraucher diese Unterschiede inzwischen erkennt und schätzt.
Das sei doch bei Brot oder Fleisch nicht anders. Auch der Metzger weist inzwischen nach, woher er das Fleisch hat, wo die Kuh gestanden und was sie gefressen hat. Den Unterschied soll man natürlich schmecken. Sommelier Wilhelm stellt gern die Unterschiede heraus. Die könne man bei den Großbrauereien zum Teil kaum erahnen, wie es in Blindverkostungen immer wieder deutlich werde. Bei der Kirner Brauerei hat es der Braumeister da vergleichsweise gut. Er kann immer wieder Neues ausprobieren und zeigen, was er kann.
Eine gute Gelegenheit dazu war die Vorstellung des Jahrgangsbiers 2014. Das ist inzwischen ausverkauft. Im Herbst wird es wieder ein Jahrgangsbier geben, kündigt Wilhelm an. Wieder etwas Neues, etwas handwerklich Besonders. Die Besonderheiten versuche man stets herauszuarbeiten. Es muss ja nicht immer Kirner Pils sein. Warum nicht ein dunkles Landbier zum Wildschweinbraten?
Spezialitäten breiten sich aus. Wilhelm zur Marketingstrategie: "Wir stellen die Neuigkeiten stets allen Partnern vor. Nicht alle nehmen sie gleich ins Programm. Aber irgendwann kommen die Kunden und fragen nach." So geschehen etwa beim Landbier, das inzwischen an der ganzen Nahe gern getrunken wird.
Obwohl die Zahlen für das Jahr 2013 noch nicht komplett vorliegen, ist Wilhelm von der Entwicklung angetan: "Wir haben uns auf dem schwierigen allgemein rückläufigen Markt behaupten können", sagt er. Und das nach einem katastrophalen Start in die Saison 2013. Wilhelm erinnert sich: "Es gab praktisch kein Biergartenfrühjahr." Die Großwetterlage war stets unbeständig, die Kaufzurückhaltung betraf alle Bereiche, von der Gartenparty bis zu Einzelhandel und Gastronomie. Wilhelm: "Auch die Metzger haben weniger Grillwürste verkauft!"
Einen positiven Trend brachte die Werbeoffensive der Kirner, die ganz auf Regionalität ausgerichtet ist. Der Werbevertrag mit Mainz 05 wurde nicht verlängert, die Region geht vor. Der Slogan "Ich bin Kirner" schlug voll ein. Hunderte machen mit, zeigen ihr Gesicht mit dem Brauereischriftzug im Internet. Sie ließen sich bei der Gewerbeschau im Messezelt mit "Kirner" fotografieren. Maßgeblich beteiligt dabei: Der Kirner Bierclub. "Wir gehen auf die 3000 Mitglieder zu", sagt Wilhelm stolz. Tendenz wachsend. Das wäre dann mit Abstand der größte Kirner Verein. Was der Freundeskreis ganz bewusst nicht ist.
Für einen Jahresbeitrag von 17,98 Euro gibt’s einen Kasten Bier und ein T-Shirt zum Geburtstag. Ihre Verbundenheit mit dem Kirner Bier zeigen viele Mitglieder mit tollen Werbeplakatideen. Wer die Galerie auf der Brauerei-Homepage anschaut, wird staunen: Mehr als 500 Plakate zeigen die positive Einstellung. "Dass diese Aktionen so gut eingeschlagen haben, macht uns richtig froh," sagt Wilhelm. Er ist optimistisch, dass der Trend zum handwerklich Besonderen anhält. Eine Preiserhöhung ist bei den Kirnern übrigens derzeit nicht geplant. Die jüngste Anpassung erfolgte 2012.
- Hier findet man die Bilder: www.kirner-bier.de